Ich benutze auch auf meinem Blog in meinen Beiträgen häufig Abkürzungen für die Abenteuer des Sherlock Holmes. Beispiele sind SPEC für The Speckled Band, DANC für The Dancing Men oder MUSG für The Musgrave Ritual. Doch wer hat diese Abkürzungen eingeführt, die nahezu bis heute auf der ganzen Welt benutzt werden?

Die Spuren führen zu einem Sherlockianer der ersten Stunde: Jay Finley Christ

Anfänge von sherlockianischer Recherche

Wenn man seine Lieblingsgeschichten immer und wieder aufschreibt, so werden Geschichten wie The Disappearance of Lady Frances Carfax oder The Man with the Twistes Lip einfach nur nervig und zeitraubend. Genau vor diesem Problem stand Jay Finley Christ.

Jay Finley Christs Abkürzungen ausgedruckt und einsatzbereit 😉

1947 veröffentliche Jay Finley Christ einen ersten Guide zu Sherlock Holmes Referenzen, die die legendären Abkürzungen enthalten: An Irregular Guide to Sherlock Holmes of Baker Street. Eine Art Index und Referenzenbuch über den Kanon von Sir Arthur Conan Doyle.

Aufbau der Abkürzungen

Im Grunde ist der Aufbau der Abkürzungen sehr simpel gehalten und leicht verständlich

  1. Christ nahm zunächst immer die ersten Buchstaben der Geschichte (vernachlässigte dabei natürlich Phrasen wie The Adventures of… und Artikel wie The): Beispiel: The Speckled Band SPEC
  2. Er tat dies bei allen Geschichten und reihte sie in alphabetischer Reihenfolge auf.
  3. Sonderfälle: Drei Geschichten fangen mit Three an (The Three Gables, The Three Garridebs und The Three Students). Einfache Lösung: Ziffern anstellte von Buchstaben: 3GAB, 3GAR und 3STU
  4. Spezielle Abkürzungen: CHAS für Charles Augustus Milverton und ENGR für The Engineer’s Thumb, da dies bereits gängige Abkürzungen für “Charles” und “Engineer” sind

In Zeiten von Twitter und Co. sind die Abkürzungen insbesondere hilfreich, da ausgeschriebene Geschichten eine Vielzahl von Zeichen verwenden würden. Vierstellige Buchstaben sind da platzsparender.

Finley benutzte dabei aber nicht Großbuchstaben, sondern verwendete einen Großbuchstaben mit Kleinbuchstaben: Abbe (The Abbey Grange) oder Engr (The Engineer’s Thumb). Für mehr Aufmerksamkeit und Unterscheidung im Text werden heute aber eher nur Großbuchstaben verwendet, da man sofort sieht, dass es eine Abkürzung ist.

Jay Finley Christ als Sherlockianer

Jay Finley Christ

Christ ist vornehmlich für seine sherlockianischen Artikel bekannt. Gerade in dieser Zeit um 1940-1950 waren mit den Baker Street Irregulars die sherlockianischen Wissenschaften noch in den Kinderschuhen und wichtige Meilensteile wurden in dieser Zeit bereits gelegt. Jay Finley Christ war hauptberuflich Professor für “Business Administration” an der Universität von Chicago.

Christ war aber nicht nur wegen seiner Abkürzungen der Geschichten bekannt, sondern ebenfalls für die Einführung von Referenzarbeiten. Seine Arbeit  An Irregular Guide to Sherlock Holmes of Baker Street erhielt ebenfalls zahlreiche Referenzen zu verschiedenen Gebieten (z.B. “Wetter” im Kanon). Diese Arbeit setzte den Maßstab für viele weitere Wörterbücher, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten folgen sollten (z.B. The Sherlock Holmes Encyclopedia von Orlando Park).

Jay Finley Christ begann sich Anfang der 1940er für Sherlock Holmes zu interessieren. Er las einen Artikel von Vincent Starrett “Books alive” in dem Chicago Tribune. 1944 begann er eine Korrespondenz mit Starrett, der Christ 1949 in die Baker Street Irregulars einlud. Bis heute wird Jay Finley Christ vornehmlich mit den Abkürzungen der Geschichten in Verbindung gebracht, obwohl der Sherlockianer eine endlose Liste an Artikeln und Beiträgen als Mitglied des BSI verfasst hat. (Siehe dazu die Übersicht von “arthur-conan-doyle.com” – Link in den Quellen)

Für Einsteiger in die Welt des Sherlock Holmes ist das Abkürzungsverzeichnis natürlich zunächst umfangreich und teils auch verwirrend. Ich muss auch meinen kleinen “Spicker” häufiger benutzen, damit ich mir bei einigen Geschichten sicher bin. Wenn man das System einmal verstanden hat (was nun nicht so schwer ist), bietet es ein angenehmes und brauchbares Hilfsmittel um den Kanon abzukürzen.


Quellen:

 


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

 

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