Nachdem es im ersten Teil eher um die mögliche Inspiration um Adam Worth ging, soll es hier im zweiten Teil eher um die Frage gehen, warum Napoleon als Beschreibung für Moriarty herhalten musste. Dazu schauen wir uns einen Aufsatz des Baker Street Journals an.

“Why is Moriarty the Napoleon of Crime?”

So lautet die Überschrift eines Aufsatzes aus dem The Baker Street Journal, der von Jeffry Alan Bradway. Diesen Artikel hatte mir bei einem Besuch der The Sherlock Holmes Collection in der Marlyebone Library in London kopiert. Leider habe ich mir nicht die Nummer bzw. Erscheinungsjahr aufgeschrieben.

Bradway beschreibt zunächst, dass Moriarty nur in einer Story explizit vorkommt (The Final Problem) und in zwei weiteren Kurzgeschichten (The Empty House und The Valley of Fear) erwähnt wurde. Jedoch ist Moriarty eines der zentralen Bösewichte und wird nicht nur in der Welt des Sherlock-Holmes-Welt als ein ikonischer Bösewicht gesehen.

Doch warum genau “Napoleon”?

Besonders gefällt mir dieser Beitrag, da dieser zahlreiche Referenzen bezüglich Napoleon aufzeigt. Natürlich gibt es die sechs Napoleon Statuen (The Adventure of the Six Napoleons). Doch auch in The Adventure of the Red-Headed League spricht von 30.000 Napoleonischen Goldmünzen, die von der Bank ausgeliehen wurden.

Weiterhin gibt es dann noch die Unterhaltung zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson in The Adventure of the Abbey Grange:

“We have not yet met our Waterloo, Watson, but this our Morengo, for it begins in defeat and ends in victory” (ABBY)

Eine klare Referenz zu Napoleon. Aber auch in The Valley of Fear wird auch von dem Ort “St. Helena” gesprochen, der Ort, an dem Napoleon starb. Wir ihr seht einige sehr interessante Referenzen und ich bin sicher, dass es noch viele weitere gibt!

Conan Doyle und sein Interesse

Natürlich gibt es nur solche Inspirationen, wenn man sich auch mit der Thematik um Napoleon befasst. Conan Doyle war schon früh ein Enthusiast um die Zeit von Napoleon. Im Alter von 15 hat er zum ersten Mal Madame Tussaud besucht und sich den Raum von Napoleon angeschaut. In Feldkirch, an der Jesuiten Schule begann er sich explizit für Napoleonische Geschichte zu interessieren. Dies sind nur einige Stationen von Conan Doyle mit Napoleon.

“Napoleon of Crime”

Prof. Moriarty

Dieser Ausspruch wird, wie im letzten Beitrag bereits diskutiert Adam Worth zugeordnet, doch natürlich ist dieser Vergleich eine Beschreibung in sich. Conan Doyle brauchte einen Vergleich, um den Widersacher so böse und abscheulich zu beschreiben. Laut Bradway (aus dem Artikel des BSJ) vermittelt “Napoleon of Crime” gewisse finstere und boshafte Gedanken, die auch zu biblischen Verweisen zugeordnet werden können. Bradway stellt hier Satan bzw. den Teufel als möglichen Vergleich an.

Also warum dann nicht Satan? Das wäre in der viktorianischen Zeit zu blasphemisch und gotteslästernd gewesen. Doch Cecil Barker in The Valley of Fear bezeichnet Moriarty dort als ein this king-devilBradway ist der Meinung, dass aufgrund der späteren Veröffentlichung von Valley (1915) diese Sichtweise etwas lockerer gesehen wurde.

Auch eine interessante Anekdote ist die Tatsache, dass es wohl einen Cartoon zu Napoleon gibt, der von Richard Doyle gezeichnet wurde. Richard Doyle ist der Onkel von Conan Doyle und Bruder von Charles Altamont Doyle. Der Cartoon heißt “Napoleon of Peace”.

Zum Abschluss gibt Bradway noch eine mögliche Lösung:

“Holmes represents a positive force for the creation of order in the world. When Conan Doyle decided to end his popular detective series, what better villain could he conger up than one who forms the antithesis of his hero, one who represents the forces of chaos.” (BSJ ???, S. 31)

Eine sehr interessante Sichtweise! Bradway sieht Moriarty als eine Spiegelbild zu Holmes. Holmes als positive Kraft, während Moriarty die negative Kraft vertritt. Ähnlich wie die Einteilung nach “gut” und “böse”.

Weiterhin brauchte Conan Doyle einfach einen ebenbürtigen Gegenspieler, die auf der gleichen mentalen Ebene Sherlock Holmes ist. Der Vergleich zu “Napoleon” ist dann einfach der allgegenwärtigen Zeit um den Herrscher zuzuschreiben.


Quellen:


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