Zweiter Teil um die Frage, wann The Sign of (the) Four nun denn spielt. Heutige Betrachtung nach H. W. Bell.

H. W. Bells Sicht auf das Datum von SIGN

H. W. Bell gibt bereits in den ersten Sätzen seines Aufsatzes sein Datum von SIGN preis: 27. bis 30. September 1887.

Wie bereits in den einleitenden Worten angesprochen gibt es Vertreter, die ein anderes Datum für SIGN sehen. In seinem Aufsatz The Date of The Sign of Four, der bereits 1934 erschien, gibt er dazu Begründungen.

Bei dem „Perlenrätsel“ aus dem obigen Absatz gibt Bell keine genaue Erklärung und bleibt bei seinem Aufsatz unpräzise. Er verweist auf Ronald Knox, einem anderen Sherlockianer, der meint, dass Morstan nicht mehr genau weiß, wann sie die erste Perle bekommen hat oder das eventuell eine Perle bereits in eine Kette verarbeitet wurde. Ein kläglicher Versuch! Baring-Gould kontert in seinem Werk und schreibt dazu folgendes:

„Students who argue for the June, July, or September of 1888 as the date of this adventure must therefore explain why Mary failed to produce seven pearls. It has been said that this was a note-taking error on Watson’s part; that he wrote the two dates (1882 and 1888) and calculated the number of pearls he had seen by subtracting.“ (Baring-Gould, S. 617-618)

Also hat der arme Dr. Watson wieder Schuld! Der bekannte Sherlockianer Jay Finley Christ (der die Abkürzungen der Abenteuer von Holmes eingeführt hat) ist der Meinung, dass Mary die erste Perle verkauft hat.

Bell gibt auch weitere Hinweise, dass SIGN in 1887 spielt. In seinem Aufsatz gibt er eine komplizierte Erklärung über Unregelmäßigkeiten bei der Einteilung der Abenteuer nach ihrem Handlungsjahr, die ich hier nicht weiter vertiefen möchte. Auf die anderen „sicheren“ Indikatoren von Baring-Gould geht Bell nicht weiter ein.

Bezüglich des Monats September stimmt er Baring-Gould zu, da er der Meinung ist, dass es im Juli keinen Nebel gibt. Ein zusätzlicher Indikator sieht er in den Austern, die in SIGN verspeist werden, die es im Juli weniger gibt als im September.

Aber auch ein Christopher Morley, einer der Gründungsmitglieder der The Baker Street Irregulars im Jahre 1934, steht eher auf der kontroversen Seite, wenn es um die Datierung von SIGN geht. Morley datiert das Abenteuer SIGN auf Juli 1887 und schlägt sich damit auf die Seite von H. W. Bell. Für ihn ist der Stempel auf dem Brief von Sholto aussagekräftiger als die Worte von Watson über den „Septemberabend“:

„I accept July 1887 as the date of ‚The Sign of Four‘ adventure, preferring to follow the postmark on Sholto’s letter rather tan Watson’s subsequent reference to a ‚September evening‘.“ (Rothman, S. 51)

Abschließend lässt sich also festhalten, dass Baring-Gould in seiner kommentierten Fassung der Abenteuer deutlich stichhaltigere Beweise liefert und H. W. eher vage und interpretatorische Indizien liefert. Natürlich ist sein Aufsatz bereits 1932 erschienen, bei die sherlockianische Wissenschaft noch in den Anfangsjahren steckte. Da spielen die weiteren Jahrzehnte bis zur Veröffentlichung von Baring-Goulds Werk eine bedeutende Rolle, an der man sehen kann, was sich in dieser Zeit alles in der sherlockianischen Wissenschaft getan hat.

Natürlich könnte man an dieser Stelle noch viele weitere Vertreter nehmen und Vergleiche, Ansichten und Meinungen extrahieren, jedoch wird das Ergebnis immer nicht zu 100% belegbar sein und Interpretationen werden immer eine Rolle spielen.

Für mich persönlich ziehe ich hier auch die Grenzen, denn was sollen Interpretationen, Vermutungen oder Andeutungen bringen, die nicht anhand des Kanons zu 100% belegbar sind?


Quellen:


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