Bereits der Titel Sherlock Holmes and the Ectoplasmic Man verspricht ein typisches Mystery-Abenteuer, der zusammen mit dem größten Escape Artist Harry Houdini. Kann das ein gutes Abenteuer werden?

Worum geht es?

Das Buch beginnt auf den ersten Seiten untypisch für eine Sherlock Holmes Geschichte, auch wenn es nicht direkt dazu gehört. Auf den ersten Seiten findet sich ein Editorial des Autors Daniel Stashower, der dort erklärt, wie er an diese Geschichte bzw. dieses Manuskript gekommen ist und warum es jetzt erst veröffentlicht wird.

Harry Houdini spielt in diesem Abenteuer eine zentrale Rolle, der am Anfang der Geschichte verhaftet wurde. Er soll ein wichtige Dokumente  (Briefe) vom Prince of Wales gestohlen haben. Die Dokumente waren hoch gesichert wie in einem Tresorraum und Houdini war zu Zeiten des Raubs an diesem Ort. Zusätzlich ist er durch seinen Beruf des Escape Artist der beste Kandidat für diesen Raub. Natürlich stellt sich dies als falsch heraus und die Suche nach einem/r Täter/in, der/die sich verflüssigen kann, kann beginnen. Komische schlammige Spuren, die selbst Sherlock Holmes noch nie gesehen hat, bergen ein Geheimnis…

Viel Sherlock Holmes!

In dem Abenteuer Sherlock Holmes and the Ectoplasmic Man kann man viel von einer klassischen Sherlock Holmes Geschichte erkennen. Die Sprache, der Stil und Struktur ist doyle-typisch und ich fand mich schnell zurecht. Die typische Ich-Erzähler-Struktur aus Sicht von Watson gab wieder viel Anlass zu Geheimnissen, die Holmes bereits durchdacht hat. Der typische Watson und damit auch der Leser, der im dunkeln gelassen wird.

Auch etwas untypisch sind einige Fußnoten in dem Abenteuer selbst. Es gibt zahlreiche Referenzen zu klassischen Sherlock Holmes Geschichten, die durch ein “*” mit dem Namen des Abenteuers verbunden wurde. Man könnte an dieser Stelle diskutieren, inwiefern der Fan von Holmes und Co. dies selber herauslesen möchte, aber für Anfänger bietet es eine Hilfestellung. Ich fand es aber teilweise etwas störend, da es doch einige waren. Einige Beispiele (die klassischen wie eliminated the impossibleBlack Pearl oder The Game’s afoot lasse ich hier raus…) folgen sogleich… Insbesondere spannend fand ich den Bezug zu elementary:

“[…] how that word became so intimately associated with Holmes I do not know.” (S. 50)

Ein klarer Bezug zur wissenschaftlichen Arbeit rund um Sherlock Holmes und natürlich seinen Verfilmungen (siehe Rathbone-Filme). Wir haben aber auch Bezüge zu Culverton Smith und seiner tödlichen Box oder ein Watson, der wieder gescheucht wird:

“Come along, Watson! There isn’t a moment to lose!” (S. 160)

Auch spannend war eine Bemerkung von Holmes zu Watson, bei der der Detektiv enthüllte selber einige seiner Abenteuer aufgeschrieben zu haben und somit Watson nicht mehr der alleinige Biograf ist. Sherlock Holmes nennt sogar einen Titel: The Adventure of the Discursive Italian. Ob diese so anstrengend zu lesen ist, wie die wenigen Geschichten von Conan Doyle?

Das Ende einer Freundschaft?

Eines meiner Schlüsselszenen in dem Buch war eigentlich eine typische Szene. Watson wurde wieder komplett im Dunkeln gelassen und es wurde mit seinen Gefühlen gespielt. Doch diesmal bricht es bei Watson gefühlsmäßig aus:

“I am less than a friend than a chess piece to you Holmes!” (S.134-135)

Er zweifelt seine treue Freundschaft mit Holmes an, da es nicht das erste Mal war… Nach einiger Stille ergreift seine Freund doch das Wort und entschuldigt sich!!! Eine klasse Szene, bei der ich Watson absolut verstehen konnte und Sherlock Holmes den betroffenen Watson und seine verletzten Gefühlen erkennt. Toll!

Die Mischung zwischen dem world’s greatest detective und dem world’s greatest escape artist funktioniert super, da mysteriöse Tricks mit dem mysteriösen Verschwinden der Briefe gut harmoniert. Ich hatte leider lange die Befürchtung, dass es wieder etwas Unnatürliches am Ende präsentiert wird. Nicht der Fall!

Die einzigen beiden Kritikpunkte wäre der mittlere Teil des Buches, der ein wenig an Fahrt verliert und ein Lestrade, der zu sehr darauf beharrt, dass Harry Houdini der Täter ist und als Inspektor nicht abwägt. Leider etwas zu naiv.

Ein wirklich gelungenes Buch, der zwei klassische Figuren verbindet. Eine Empfehlung sowohl für Anfänger als auch Fans.

+ geschriebener Stil, Sprache und Struktur nach Conan Doyle

+ Verknüpfung zweier Figuren (Holmes and Houdini) gelungen

+ viele Referenzen von Originalgeschichten (auch wenn es Fußnoten gibt)

der emotionale Sherlock Holmes

 langer und langsamer Mittelteil des Buches

   

(4 von 5)


Quellen:


Weitere Reviews findest du, wie immer, hier.

 

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