Wer kennt sie nicht, die grandiosen Basil Rathbone Filme mit dem trotteligen Nigel Bruce als Watson. Die Filme sind das Karrierehighlight für Basil Rathbone und nach seiner Performance als Sherlock Holmes fand er nur schwierig neue Rollen. Er kam aus seiner Rolle als Sherlock Holmes nicht mehr raus. Jedoch schlüpfte Rathbone 1953 erneut in die Rolle des Meisterdetektivs. In einem Theaterstück, welches seine Frau Ouida Rathbone geschrieben hat.

Das Theaterstück “Sherlock Holmes”

Ouida Rathbone, die Frau von Basil Rathbone, hat dieses Theaterstück geschrieben und dieses eröffnete am 10. Oktober 1953 mit der Premiere am “Majestic Theatre” in Boston.

Das Stück bestand aus drei großen Akten mit jeweils 3 Szenen:

In den Hauptrollen spielten Basil Rathbone den Sherlock Holmes und Jack Raine den John Watson. Weitere Figuren in dem Stück sind die üblichen Verdächtigen: Mrs. Hudson, Lestrade, Moriarty und Irene Adler. Eine wilde Mischung also, die so nicht in einer originalen Geschichte vorkamen. Auch bereits die Struktur der einzelnen Szenen lässt nichts gutes vermuten…

Hintergrund des Theaterstücks

Basil Rathbone sollte bereits kurz nach der Filmreihe in einem Theaterstück mitspielen und hoffte, dass der berühmte Christopher Morley, Gründungsmitglied der noch jungen Baker Street Irregulars, ein Skript für ein Sherlock Holmes Stück schreiben könnte. Außerdem mussten noch die Rechte vom Sohn Adrian Conan Doyle eingeholt werden. Er wünschte sich für ein Theaterstück, dass Elemente von A Scandal in Bohemia und The Second Stain enthalten soll, da nach seiner Meinung daraus ein exzellentes Stück entstehen würde.

Basil Rathbone schlug seine Frau Ouida Rathbone vor dieses Stück zu schreiben, da sie bereits einige Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat. Ihre Vorgehensweise bei dem Schreiben des Skripts verrät bereits den Ausgang und Erfolg bzw. Misserfolg des Stücks:

In the interest of retaining as much as possible of the durable literary style of the author, I extracted every line of actual dialogue from the fifty-six Sherlock Holmes stories and four novels so that whenever possible, I could express myself in the actual words of the writer. Stories were combined, […] and gradually, the play took the form of Holmes’ battle for the Bruce-Partington Submarine plans. (siehe Quelle)

Es ging also darum, dass sie einfach die Dialoge der Geschichten zusammenwürfelt und die Highlights der Geschichten für ihr Skript verwendet. Natürlich kommen so die “Originalstimmen” bzw. der Originalstil von Conan Doyle zur Geltung, haben aber keinerlei Zusammenhang.

Adrian Conan Doyle war von der Idee angetan und gab die Erlaubnis dieses Skript auf ein Theaterstück anzuwenden.

Vom Reinfall der Reichenbachfälle

Natürlich brauchten die Rathbones Geld, um dieses Ziel zu erreichen. Aufgrund von Basil Rathbones Vergangenheit als Sherlock Holmes fanden sich Investoren. Jedoch einen Produzenten zu finden war anscheinend schwierig. Dieser fand sich verzögert in Bill Doll im Jahre 1953.

Rathbone hätte gerne wieder seinen alten Freund und Schauspielkollegen Nigel Bruce als Watson gehabt. Nigel Bruce konnte leider aufgrund eines Herzinfarkts nicht Watson spielen. Es ging ihm leider so schlecht, sodass er am 8. Oktober 1953 gestorben ist. Die Premiere sollte 2 Tage später am 10. Oktober stattfinden…

Selbst auf dem Poster wurde bereits die Europa-Tour in London und der weiteren Welttour angekündigt. (oben rechts)

Die Premiere des Stücks sollte in Boston stattfinden. Warum aber Boston? Es war das Herz der Vereinigung The Speckled Band of Boston, also eine größere Ansammlung von Sherlock-Holmes-Enthusiasten. Alles Sherlockianer, die das Stück bewerten konnten, bevor das Stück dann weiter nach New York und anschließend auf große Europa-Tour gehen konnte. Dazu kam es leider nicht.

Die Eröffnung in Boston war größtenteils noch in Ordnung und keine absolute Katastrophe. Es gab technische Probleme mit den Spezialeffekten und dem Licht, aber die Bostoner Zeitungen waren überwiegend positiv.

Die ersten Auftritte in New York waren da noch kritischer und bedeuteten das endgültige Aus des Stücks. Aufgrund der größeren Technik gab es gravierende Schwierigkeiten und die anschließenden New Yorker Zeitungen zerrissen das Stück komplett. Für Basil Rathbone war es ein großer Schock.

Das Stück war noch keine 2 Wochen alt, da wurde es auch schon abgesetzt. Es kam zu keinen weiteren Auftritten, geschweige denn zu einer Europa-Tour.

Der einzige Wermutstropfen…

Der einzige Wermutstropfen war, dass der Sohn von Sir Arthur Conan Doyle Adrian das Stück großartig fand und es nicht an der Schauspielerei, der Technik oder dem Skript gelegen hat.

Schuld gab er den New Yorker Zeitungen:

In New York, the world’s most uncultured capital, the play has failed because of the viciousness of certain critics…

(In New York, der weltweit unkultiviertesten Hauptstadt, ist das Theaterstück aufgrund der Boshaftigkeit bestimmter Kritiker durchgefallen.)

Echt heftige Worte die an die Zeitungen von Adrian Conan Doyle gerichtet worden sind. Eine elegante Lösung die Schuld auf die Zeitungen zu schieben anstelle die Ursachen bzw. das Problem in dem Stück selbst zu suchen. Leider hat hier bereits die Monetarisierung von Sherlock Holmes durch Adrian Conan Doyle einen Dämpfer bekommen.

Wer näheres zu dem Stück “Sherlock Holmes” selbst erfahren möchte, so habe ich bei den Recherchen gelesen, dass in dem The Baker Street Journal Christmas Annual 2013 das komplette Skript veröffentlicht worden ist. Muss ich mir bei Gelegenheit einmal in Ruhe anschauen…


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

 

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