Vor einigen Tagen habe ich bei Twitter einen Tweet gelesen. Dort hat jemand, für mich überraschenderweise, ein Bild von einem originalen Manuskript von der Kurzgeschichte Der illustre Klient (The Illustrious Client) hochgeladen. Unter dem eigentlichen Titel hat Conan Doyle einen Alternativtitel in Klammern geschrieben:

The Adventure of the Blue Saucer

Diesen alternativen Titel möchte ich an diesem SherlockSunday mit Euch diskutieren und dazu in die Geschichte nochmal reinschauen.

Ausgangspunkt: Das Manuskript

Ausgangspunkt war, wie bereits angesprochen, ein Tweet vom 4. September 2017, bei der Kate Brombley ein Bild von einem Originalmanuskript der Kurzgeschichte The Adventure of the Illustrious Client hochgeladen hat (siehe Ausschnitt). Mit einer kurzen Linie dazwischen und mit Bleistift in Klammern geschrieben steht unter dem Titel noch: ( alternative title: The Adventure of the Blue Saucer )

Tweet mit dem alternativen Titel: “The Adventure of the Blue Saucer”

Sir Arthur Conan Doyle hat also zwiespältige Gedanken gehabt, wie er die Kurzgeschichte um den großartigen Bösewicht Baron Adelbert Gruner betiteln kann. Veröffentlicht wurde die Kurzgeschichte in der letzten Kollektion The Case-Book of Sherlock Holmes im Jahr 1924.

Es gibt verschiedene Verfilmungen von Der illustre Klient. 1965 gibt es eine Verfilmung mit Douglas Wilmer und 1991 eine Episode aus der Granada Reihe, die sich nahezu treu an der Originalgeschichte halten.

Um sich nochmal kurz mit dem Inhalt zu befassen, gehe ich in nur wenigen Absätzen auf den Inhalt ein.

Kurze Zwischenstationen der Kurzgeschichte [kleine Spoiler enthalten]

Der mysteriöse Klient Sir James Damery erscheint in der Baker Street, um Sherlock Holmes und John Watson einen neuen Fall zu präsentieren. Der eigentliche Klient möchte aber anonym bleiben. Er bittet Sherlock Holmes eine gewisse Violet de Merville vom Adeligen Baron Adelbert Gruner zu befreien. Mit einer Hochzeit der beiden versucht Gruner an das große Vermögen von Violet zu gelangen. Ein typischer Fall für den Detektiv mit einem ebenbürtigem Gegenspieler.

Während seiner Ermittlungen wird auf Sherlock Holmes ein Mordanschlag verübt. Laut den Printmedien schwebt der Meisterdetektiv in Lebensgefahr. Dies ist aber nicht der Fall und Sherlock Holmes versucht derweil Gruner eine Falle zu stellen. Sherlock Holmes bittet John Watson sich in die Geschichte von chinesischem Porzellan einzulesen. Denn der Baron ist ein wahrer Experte und Sammler auf diesem Gebiet. Die Falle wird vorbereitet.

Während der Ermittlungen kommt durch zahlreiche Zeugen (Miss Kitty Winter) heraus, dass es ein Buch über Frauen geben soll, das Baron Gruner führt. Dieses Buch soll als Beweismittel den Bösewichten überführen. Sherlock Holmes besorgt derweil eine wahre Rarität unter den Sammlern von chinesischem Porzellan: eine schöne dunkelblaue Untertasse (deep-blue saucer) aus der chinesischen Ming-Dynastie. Watson soll ein Fachgespräch mit Gruner führen, um ihn solange abzulenken, damit Sherlock Holmes an das Tagebuch gelangen kann…

(Für eine vollständige Inhaltsangabe kann ich euch das Wiki Sherlock Holmes empfehlen)

Gedanken zum Alternativtitel

Die Inhaltsangabe ist natürlich bei weitem nicht komplett und sollte nur die wichtigsten Zwischenstationen zusammenfassen. Wichtig ist die Stelle mit der chinesischen Untertasse, die hier nochmal hervorgehoben wird:

“deep-blue colour”

Für den alternativen Titel um den Blue Saucer hat Conan Doyle sich diese Schlüsselszene ausgesucht. Für die Kurzgeschichte selbst ist die blaue Untertasse der Schlüssel für das Lösen des Falls gewesen, jedoch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass eigentlich John H. Watson mit seiner überzeugenden Art und dem angeeigneten Fachwissen von chinesischer Porzellangeschichte der eigentliche Held der Geschichte ist. Das Porzellan wirkt hier nur als glaubwürdige Unterstützung für das Überzeugen von Adelbert Gruner, dass Watson ein Fachmann auf diesem Gebiet ist.

Bei der Recherche für diesen Beitrag sind mir die deutschen Übersetzungen ins Auge gesprungen, die häufig von dem Originaltitel abweichen können. Dabei konnte ich fünf verschiedene Titel ausfindig machen:

Die deutsche Übersetzung Chinesische Porzellan springt natürlich sofort ins Auge und wenn man den alternativen Titel von Conan Doyle betrachtet sogar als passend.

Fazit

Zusammenfassend kann man festhalten, dass der Alternativtitel The Adventure of the Blue Saucer ebenfalls ein guter Titel gewesen wäre. Der Titel Der illustre Klient (The Illustrious Client) ist wesentlich allgemeiner gehalten und könnte für jede andere Geschichte verwendet werden. Denn wo gibt es in der Welt von Sherlock Holmes und seinen Fällen keine “merkwürdige” Klienten?

Der Alternativtitel wäre spezifischer für den Fall gewesen. Betrachtet man den Verlauf der Geschichte, würde man sich aber als Leser fast bis zum Ende fragen, warum die Geschichte so heißen würde…

Trotzdem eine nette Geschichte rund um ein klassisches Abenteuer von Sherlock Holmes. Beide Titel haben ihre Berechtigung und Conan Doyle musste sich nunmal für einen Titel entscheiden.


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

 

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