James Matthew Barrie, Autor von der Kindergeschichte Peter Pan, und Sir Arthur Conan Doyle, der Vater von Sherlock Holmes, pflegten eine sehr lange Freundschaft. 1893 haben Barrie und Doyle an einer Operette namens Jane Annie mitgewirkt, die ein totaler Flop gewesen ist. Das Stück wurde sofort abgesetzt.

Aus dieser Situation heraus hat James Matthew Barrie ein Pastiche mit Sherlock Holmes geschrieben! Conan Doyle und Barrie werden komödiantisch von Sherlock Holmes und seinem Biographen John Watson analysiert.

Eine lange Freundschaft

Sir Arthur Conan Doyle

Doyle und Barrie pflegten eine lange Freundschaft, die über mehrere Jahre hinweg überlebt hat. Aus dieser Freundschaft heraus, haben Doyle, Barrie und zahlreiche Freunde sogar einen eigenen Cricket-Club gegründet, der von 1890-1913 aktiv gewesen ist. Mitglieder waren unter anderem weltbekannte Autoren wie H. G. Wells (Der Krieg der Welten, Der Unsichtbare), G. K. Chesterton (Erfinder von Father Brown) oder Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch). Jedoch war Sir Arthur Conan Doyle der einzige, der eigentlich Cricket spielen konnte.

Drei Sherlock Holmes Pastiches

James Matthew Barrie hat neben der komödiantischen Kurzgeschichte insgesamt 3 Sherlock-Holmes-Pastiche geschrieben:

Wie an den ersten beiden Kurzgeschichten zu erkennen ist, sind diese bereits wenige Jahre nach den ersten Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle veröffentlicht worden.

Das Abenteuer der zwei “Mitarbeiter”

The Adventure of the Two Collaborators wurde 1924 in der Sammlung Memories and Adventures von Sir Arthur Conan Doyle von Hodder & Stoughton in London veröffentlicht. Dieser Pastiche wurde jedoch nicht als reguläre Geschichte eingefügt, sondern separat auf dem Deckblatt veröffentlicht. Sozusagen als kleines Gimmick. Die Geschichte hat je nach Größe der Schrift eine ungefähre Länge von 1 bis 1,5 Seiten.

Doyle meinte sofort, dass es die beste Parodie von Sherlock Holmes ist, die je geschrieben worden ist und hat diese in seiner Autobiographie mit eingefügt. Natürlich fließt dort auch ein wenig die lange Freundschaft mit ein.

Kurzer Inhalt, viel Witz und Komik

In der Kurzgeschichte sind Sherlock Holmes und John Watson in 221B Baker Street und schauen aus dem Fenster. Dort gehen zwei Gentlemen, der eine mit viel Matsch auf den Stiefeln und der andere mit großer, kräftiger Statur. Holmes deduziert, dass der eine aus South Norwood stammen und der andere ein schottischer Autor sein muss.

Die beiden Gentlemen kommen (natürlich) zur Baker Street, um Sherlock Holmes einen Fall zu bringen. Holmes merkt an, dass der “große Bursche” über Jahre hinweg die Anerkennung eingestrichen hat, die Sherlock Holmes getätigt hat. Aber nun trifft er ihn persönlich! Bevor die beiden Gentlemen nach oben kommen, verrät er Watson:

“Watson […] that big fellow has for years taken the credit for my most remarkable doings, but at last I have him – at last!” (S. 45)

“Watson […] der große Bursche hat über Jahre hinweg den ganzen Ruhm für meine außergewöhnliche Tätigkeiten eingeheimst, aber nun endlich habe ich ihn – endlich!”)

Hier macht sich Barrie über die Beziehung zu Sherlock Holmes und Arthur Conan Doyle lustig, in dem er sagt, dass Doyles Detektiv nur die Arbeit verrichtet und der Autor selbst nur die Gewinne einstreicht!

Sherlock Holmes soll Gründe dafür finden, warum keine Zuschauer in die Oper von den beiden Gentlemen gehen. Holmes deduziert ruhig und ironisch, dass sie es lieber vorziehen von diesem schrecklichen Stück wegzubleiben! Einen genauen Grund nennt er nicht.

Die beiden Gentlemen werden in dem Pastiche nicht mit direkten Namen vorgestellt und nur durch äußerliche Merkmale und ihrem Schaffen charakterisiert. Dies trägt natürlich zum Witz der Geschichte bei. Dieser kurze Ausflug der beiden Gentlemen wird in dem Pastiche nicht weiter verfolgt. Die Geschichte endet abrupt ohne weitere Ausführungen:

“They are two collaborators in comic opera and their play has not been a triumph.” (S. 45)

Eigene Einschätzung

Dieser kleine Ausflug und diese Beziehung von Doyle und Barrie scheint wirklich besonders gewesen zu sein.

Wenn sich schon die Mühe gemacht wird ein Pastiche über den totalen Flop einer Oper zu schreiben, dann nehmen die beiden Autoren solche Aktionen mit Humor. Auch das der Pastiche keinerlei Namen verwendet und dadurch nur Andeutungen macht, spielt für den Witz der beiden Figuren Doyle und Barrie eine große Rolle. Sie scheinen sich nicht sehr ernst zu nehmen.

Ich habe diesen Pastiche zum ersten Mal im Zuge der Veröffentlichung des Buchs The Big Book of Sherlock Holmes Stories kennengelernt. Darunter befinden sich auch noch andere Pastiches (auch die anderen beiden von James Matthew Barrie), die in eine ähnliche Richtung gehen und weitere witzige Sherlock Holmes Geschichten beinhalten.


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

 

 

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