Ach, schon wieder eine weitere Verfilmung von Sherlock Holmes? Und dann auch noch A Study in Scarlet? Doch diese Version verbirgt einige Besonderheiten… Nicht unbedingt über den Inhalt des Films sondern über die Veröffentlichung des Films.

Rahmenbedingungen „A Study in Scarlet“ 1914

Wenn man „A Study in Scarlet“ 1914 bei Google eingibt, dann erscheinen sofort zwei Versionen. Eine amerikanische und eine britische Version. Kann gut sein, aber dann frage ich mich: der gleiche Roman im gleichen Jahr? Schaut man genauer hin, dann sind die beiden Versionen sogar fast am gleichen Tag erschienen! Die britische Version erschien am 28. Dezember 1914, die amerikanische am 29. Dezember 1914.

Ich fokussiere mich heute aber vornehmlich auf die amerikanische Version, da diese interessant ist. Natürlich sind beide Stummfilme. Sherlock Holmes wird von dem damals bekannten Francis Ford gespielt, dessen Filmliste bei Wikipedia nahezu unendlich lang ist. Da diese Version als verloren gilt, ist es immer schwierig etwas über den Inhalt zu sagen. Laut Sherlock Holmes on the Screen von Robert Pohle und Douglas Heart (1977) scheint der Film nahezu originalgetreu zu dem Roman von Arthur Conan Doyle zu sein.

Francis Ford verkörpert in dieser Verfilmung nicht nur den Sherlock Holmes, sondern ist auch der Regisseur. Laut Alan Barnes soll Ford’s jüngerer Bruder, John Ford, Dr. Watson spielen.

„a wonderful detective story that’s distinctly different“

Advertisement in The Moving Picture World (Public Domain)

Eine Werbung aus der Zeit gibt einige zusätzliche Informationen über „A Study in Scarlet:

Dies sind nur einige Highlights aus dem Werbeanzeiger. Natürlich werden hier nur positive Schlagzeilen verwendet und nach Aussage der Werbung beinhaltet der Film so gut wie alles, was ein Film haben sollte.

Schaut man sich Francis Ford auf der rechten Seite an, so sieht man die übliche Pfeife, jedoch keinen Deerstalker! Es handelt sich dabei um eine Art „Peaky Blinders“ Mütze (übrigens: geniale Serie…). Der Rest seiner Kleidung ist dem Stil von Sherlock Holmes passend und stilvoll.

Oben links gibt es dann noch ein kurzes Porträt von Arthur Conan Doyle. Jedoch wusste Arthur Conan Doyle nichts von diesem Film…

Frühe Copyright-Probleme

Sir Arthur Conan Doyle wusste nichts über die Verfilmung mit Francis Ford von 1914 und der Film besaß keinerlei Rechte zur Veröffentlichung. Wenn er es gewusst hätte, dann hätte es auch keine Rechte gegeben, denn Doyle vergab die Rechte bereits dem britischen Pendant von 1914. Also hätte die amerikanische Version nicht einmal den Namen „A Study in Scarlet“ tragen dürfen. Die Rechte gingen an die britische Version von G. B. Samuelson, die, wie oben bereits erwähnt, einen Tag vorher erschienen ist.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage ob es Zufall ist, dass im gleichen Jahr zwei Filme von dem gleichen Roman erschienen sind… Die Filme müssen ja produziert werden und dies braucht natürlich Vorlaufzeit. Eine spannende Geschichte, die zeigt, welche rechtlichen Probleme es bereits in den frühen Jahren der Sherlock-Holmes-Filme gab.

Wie immer gilt es, dass man doch als Sherlockianer hofft, dass zumindest einige verloren geglaubte Filme wieder auftauchen.


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert