Der Artikel „Culverton Smith“ wurde im Baker Street Chronicle Ausgabe 24/2017 veröffentlicht und kann hier bestellt werden.

Aufgrund der Länge von über 3000 Wörtern, wird dieser in 3 Teile aufgeteilt. Zitate werden mit Z markiert und am Ende eingefügt.

 


Culverton Smith: Der Bösewicht an Sherlock Holmes’ Sterbebett

Ein Überblick über den Gegenspieler in der Kurzgeschichte DYIN, Illustrationen und ausgewählten Filmen.

„He is an amateur of crime, as I am of disease. For him the villain, for me the microbe.“ (DYIN)–Z1

Einleitung

Veröffentlicht im Dezember 1913 in The Strand Magazine (GB) und November 1913 Collier’s (USA), The Adventure of the Dying Detective trickst die Leserinnen und Leser bereits mit dem Titel über das (erneute) Abdanken des Meisterdetektivs aus. Die Kurzgeschichte verdeutlicht die schauspielerischen Künste von Sherlock Holmes in einem Maße, dass er sogar eine Krankheit vortäuscht, rücksichtslos seinen Biographen im Dunkeln und dem Leser dies bis zum Ende glauben lässt. Auch der Bösewicht dieser Kurzgeschichte, Culverton Smith, lässt sich durch die raffinierte Täuschung letztendlich entlarven.

Aufgrund der Aktualität von Culverton Smith, der in der vierten Staffel der preisgekrönten BBC-Serie Sherlock von Toby Jones verkörpert wird, möchte dieser Artikel eine Darstellung der Figur vornehmen. Dieser Artikel soll als Sprungbrett für die BBC-Verfilmung dienen, bei der Eigenschaften der Figur Culverton Smith analysiert werden. Es bleibt dann jedem selbst überlassen den „neuen“ Culverton Smith der BBC zu analysieren!

In diesem Artikel werden die Kurzgeschichte The Adventure of the Dying Detective, Illustrationen von Walter Paget und Frederic Dorr Steele und zwei ausgewählte Adaptionen berücksichtigt. Um Unterschiede zu den einzelnen Abschnitten zu erkennen, gibt es drei Begriffe, die die Darstellung von Culverton Smith zusammenfassen.

Culverton Smith in Sir Arthur Conan Doyles DYIN

List | Leidenschaft | Heimtücke

Culverton Smith wurde 1913 in der Kurzgeschichte The Adventure of the Dying Detective, Teil des Sammelbandes His Last Bow, als Gegenspieler von Sherlock Holmes vorgestellt. Der Leser der Kurzgeschichte erlebt einen infektiös-erkrankten Meisterdetektiv, quälend im Bett vor Schmerzen und dem Tode nahe. John H. Watson darf ihm zu keiner Zeit zu Nahe kommen, denn die Krankheit ist höchst ansteckend. Er soll einen gewissen Culverton Smith holen, der Sherlock Holmes helfen soll die Krankheit zu heilen. Culverton Smith ist ein Experte von tropischen Krankheiten und soll dem Meisterdetektiv eine Diagnose seiner Krankheit geben. Watson soll jedoch vor Smith in Baker Street eintreffen und lässt sich eine Ausrede einfallen, um vor Smith da zu sein. Es stellt sich heraus, dass Sherlock Holmes mit der gleichen Krankheit infiziert ist, mit der auch Smiths Neffe Victor Savage gestorben ist. Smith sieht eine kleine Box auf dem Tisch, die er Sherlock Holmes geschickt hat. Sie ist als hinterlistige Falle gebaut, die bei Öffnung eine infektiöse Krankheit überträgt. Durch ein Signalzeichen (Lampe anmachen) werden Inspector Morton und Watson alarmiert und für den Leser wird die wahre Geschichte erzählt. Sherlock Holmes schauspielerte seine Krankheit und seinen bevorstehenden Tod. Er hungerte für drei Tage und ließ niemanden in seine Nähe damit seine Maskerade und Schauspielerei nicht auffiel. Armer Watson und arme Mrs. Hudson! Die Kurzgeschichte zeigt wieder einmal Sherlock Holmes’ ganze Schauspielkunst und Gewissenslosigkeit gegenüber seinem Biographen und seiner Haushälterin.

Nun aber zu dem Widersacher dieser hinterlistigen Box: Culverton Smith. Die Box mit dem Gift zeigt bereits, dass Culverton Smith sein Wissen über tropische Krankheiten ausnutzt, um daraus tödliche Fallen zu bauen. Die Krankheit, die nur in Asien vorkommt, zeichnet sich durch eine effiziente Weise einer Tötung aus. Aufgrund des seltenen Vorkommens ist der Nachweis nur durch einen Experten wie Culverton Smith möglich. Warum also die gesendete Box für Sherlock Holmes? Der Meisterdetektiv vermutete, dass Smith für den Tod seines Neffen (vermutlich durch die gleiche Art und Weise) verantwortlich ist.

Die Beschreibung von Culverton Smith, die uns der Biograph John H. Watson gibt, zeigt einen Bösewicht, der an Boshaftigkeit und Heimtücke kaum zu überbieten ist (höchstens von dem Intellekt eines James Moriarty). Anhand der Beschreibung lässt sich seine Figur im Detail wie folgt darstellen:

eigene Darstellung

Die Merkmale beschreiben einen Bösewicht mit kleinem, zerbrechlichen Körper, großem Gesicht und einer boshaften Mimik. Der große Kopf zeugt von einem enormen Wissen und gewissem Intellekt als Experte von tropischen Krankheiten. Fehlstellungen an Schulter und Rücken zeugen von einem Körper, der keine physische Gewalt anwenden kann. Er ist nicht der typische Draufschläger, der physischen Kontakt sucht, sondern jemand mit Intellekt, der sich im Vorfeld Gedanken zu seiner Tat macht. Dies macht ihm zu einem heimtückischen Gegenspieler des Sherlock Holmes, der den Hinterhalt ausnutzt und eher auf psychologische Attacken wartet.

Laut Sherlock Holmes ist Smith eine Person mit Methodik (Z2), der einen geregelten Tagesablauf hat und bei seiner Arbeit nicht unterbrochen werden will. Als Watson Culverton Smith in seinem Domizil besucht, muss Watson in sein Haus stürmen damit Smith empfängt.

Während der Auflösung des Falls und dem Locken Culverton Smiths nach 221B Baker Street, lässt sich viel über den Charakter des Bösewichts lernen. Smith hat jeden Respekt für Holmes’ Talente und seinen Charakter. Der Vergleich seiner Person zu Sherlock Holmes ist im Vergleich zu sehen, denn während Holmes ein Amateur der Verbrechensbekämpfung ist, ist Smith ein Amateur zur Krankheitsbekämpfung (und natürlich auch der Benutzung). Für Holmes sind es die Bösewichte die interessant sind, für Smith die Mikroben seiner Studien. Ab dieser Stelle zeigt Culverton Smith sein wahres Gesicht: „You are proud of your brains, Holmes, are you not? Think yourself smart, don’t you? You came across someone who was smarter this time.“ Er bleibt nun sitzen und schaut Sherlock Holmes beim Sterben zu. Er genießt diesen Moment der Erhabenheit und Größe. Die Macht über den großen Detektiv erreicht seinen Höhepunkt und flacht dann durch das Auflösen des Falls ab, als Sherlock Holmes seine Schauspielkünste abstellt und Watson, Inspector Morton den Raum betreten.

Fortsetzung folgt in Teil 2.


Quellen:


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