Gibt es eine schönere Zeit als Weihnachten? Ja, gibt es! Ein Weihnachten mit Sherlock Holmes! Mit dieser Rezension wird die Weihnachtszeit eingeläutet und passend zum 01. Dezember mit einem Mr. Holmes‘ Adventskalender gestartet. Lohnt sich die weihnachtliche Zeit mit den Adventskalendern?

> Aufbau und Übersicht der Adventskalender

Doch vorher Transparenz: Mir wurden sämtliche Mr. Holmes‘ Adventskalender (Vol. 1-4 auf Deutsch / Vol. 1+2 auf Englisch) vom homunculus verlag zur Verfügung gestellt. Mir ist diese Transparenz wichtig und ich gehe mit jedem Buch genauso kritisch um.

Was ist denn nun der Mr. Holmes‘ Adventskalender? Jeder Kalender enthält 24 Kurzkrimis. Jeden Tag gibt es einen neuen Kurzkrimi, den man während des Tages lösen soll. Denn am nächsten Tag wird einem die Lösung präsentiert und der nächste Fall steht bereits vor der Tür. Mit der quadratischen Form von 14,8 cm x 14,8 cm kann man den Kalender platzsparend auf seinen Nachttisch oder Schreibtisch stellen.

Ein Loch bohren und an die Wand hängen? Nein! Der Kalender lässt sich einfach durch eine verlängerte Seite falten, sodass eine Pyramide entsteht. Hier eine kurze, bildliche Anleitung:

Eine zusammenhängende Geschichte oder abgeschlossene Geschichten? Die Adventskalender beinhalten jeden Tag ein neues Abenteuer und sind somit abgeschlossen. Begleitet wird jede Kurzgeschichte mit einem kleinen, passenden Bild und einer passender (meistens mysteriösen) Überschrift.

Wer ist mit dabei? Aus der Welt von Sherlock Holmes sind, zwar nicht in jeder Geschichte, die üblichen Figuren vorhanden: Sherlock Holmes, Watson, Mycroft oder auch Lestrade. Ein Moriarty kann auch mal dabei sein. An manchen Tagen kann nur Holmes dabei sein, an anderen Tagen Holmes & Watson oder an wieder anderen Tagen Holmes & Lestrade. Aufgrund der Länge der Abenteuerchen ist die Anzahl der Personen übersichtlich gestaltet. Bei den Personen gibt es einige Referenzen und „Spielchen“ mit Namen. So gibt es z.B. einen Rathbone oder eine Bulldogge namens Gladstone. Natürlich sind viele Namen ausgedacht und meist passend für einen viktorianischen Krimi gewählt.

Besonderes zum Aufbau? Natürlich hat jede Geschichte einen Text, eine Überschrift und ein Bild. Doch manche Geschichten sind aufwendiger gestaltet und haben veränderte Schriftarten, zusätzliche Notizzettel, Zeitungsausschnitte, Akten von der Polizei usw. abgedruckt. Die sind meistens in einer anderen Farbe erkennbar und helfen bei der Lösung. Außerdem sind Namen, Ereignisse oder Gegenstände farblich hervorgehoben.

Ein zusätzliches Feature, was in späteren Volumes eingeführt wurde, sind zusätzliche Links im Internet. Man findet dort das „Privatarchiv von Sherlock Holmes“ (z.B. http://16.homunculus-verlag.de). Dort gibt es zusätzliche Hilfen oder Notwendigkeiten für den Fall. Da ich lieber Texte bevorzuge als Spielereien, ist es gut, dass diese Feature nur dosiert eingesetzt werden. Die unterschiedlichen Layouts mit unterschiedlicher Schrift sind mir persönlich wichtiger.

> Inhaltliche Zusammenfassung

Es ist natürlich schwierig einen Adventskalender inhaltlich zusammenzufassen, da es 24 verschiedene Kurzgeschichten gibt. Weiterhin möchte ich euch nicht die Spannung nehmen und euch Fälle vorwegnehmen. Daher möchte ich euch eine Kurzgeschichte präsentieren und danach grundsätzliche Themen aus Vol. 1-4 nennen. Wer sich natürlich inhaltlich gar nicht spoilern lassen möchte, der scrollt einfach weiter…

Vol. 3 Tag 14 | Die kleine Konkubine

Die Situation des Falls Die kleine Konkubine ist recht einfach. Ein Verhör von Mrs. Ophelia Janet Simpson durchgeführt Lestrade und Holmes. Der Gatte wurde erstochen, 24x mit einem Filetiermesser. Natürlich 24x, denn bis Weihnachten sind es 24 Tage. Makaber aber ein Detail. Es wurde zusätzlich ein Damenlederhandschuh gefunden, der Mrs. Simpson aber deutlich zu klein ist. Der Gatte soll aber eine Geliebte gehabt haben. Es gab im Vorfeld aber jedoch viel Streit zwischen dem Ehepaar. Also, wem gehört der Handschuh und wer hat den Gatten mit 24x Messerstichen ermordet?

(SPOILER) Einmal umblättern (SPOILER)

Es sind wie immer die kleinen Details die für Sherlock Holmes zählen. Am Anfang des Falls heißt es, dass es draußen nur noch Matsch auf des Straßen gibt. Der Schnee ist weggetaut. Der Lederhandschuh war deshalb so klein, da das Leder feucht und kalt von dem Schnee war und Holmes meint, dass sich feuchtes Leder sehr stark zusammenzieht. Daher passt der Handschuh sehr wohl zu Mrs. Simpson. Außerdem wird der Hersteller des Handschuh bestätigen können, dass es sich sich um die Größe von Mrs. Simpson handelt.

Ich habe mich bewusst für diesen Fall entschieden, da es ein typisches Beispiel der übrigen Fälle ist. Es gibt eine geringe Anzahl an Personen, kleine Details (wie z.B. hier das Wetter) und eine Tat. Die Tat kann, wie hier natürlich ernst sein, kann aber auch manchmal banaler sein. Es gibt Fälle von Brandstiftung, einen Toten bei einem Pferderennen, Gift, Messerangriffe oder auch ein brennender Postbote. Ach, und Seelenverwandte gibt es auch. Auch bei den Namen wird häufig ironisch gespielt. So gibt es z.B den Fall Baum fällt (Vol 1. Fall 4), bei der der Besitzer eines Waldes Chuck Woodchuck genannt wird. Natürlich eine Anspielung auf seine Tätigkeit. Oder eine Mrs. Morstain, welches eine Anlehnung an Mrs. Morstan hat. Die Personen, die in den Fällen auftreten, sind vielfältig und haben die typischen Tätigkeiten in einem Krimi. Es gibt Pfarrer, Gentlemen, Adlige, Pub-Besitzer und die britischen Ladys.

> Schreibstil

Ich habe natürlich nicht den Anspruch hier den typischen Schreibstil von Arthur Conan Doyle wiederzufinden. Mich hätte es eher gewundert, wenn es der Fall gewesen wäre.

Der Schreibstil ist angemessen einfach gehalten. Die Verben sind einfach, die Beschreibungen aufgrund der Länge bündig und Personen stereotypisch. Und das ist auch dem Produkt angemessen! Man möchte nicht jeden Tag von einem komplexen Fall überrumpelt werden, sondern die Einfachheit und Kürze des Falls genießen, sich ein paar Gedanken machen, wie es genau stattgefunden hat und sich dann am nächsten Tag die Lösung anzuschauen. Natürlich könnten einige Namen typischer gewählt sein (z.B. Ben, Fred, …) aber viele Namen sind dem viktorianischen Zeitalter passend gewählt.

Doch wie viel Holmes steckt nun in dem Mr. Holmes‘ Krimi-Adventskalender? Das hängt stark von den jeweiligen Tagen/Fällen ab. Manchmal gibt es klare Referenzen und Anspielungen von Sherlock Holmes (z.B. Vol. 1 Fall 23 Der blaue Karfunkel), manchmal hat es aber auch nichts mit einem typischen Holmes Abenteuer zu tun (z.B. Vol. 3 Fall 12 Der Yeti vom Trafalgar Square). Auch fehlt leider in manchen Fällen Dr. Watson. Dann gibt es häufig das Ermittlerpaar Holmes & Lestrade. Bei den Mr. Holmes‘ Krimi-Adventskalender kommt ein viktorianisches Flair auf, bei Sherlock Holmes als König der Deduktion den Fall übernimmt und den Leser zu einem Dr. Watson verwandelt. Wie in den traditionellen Fällen von Holmes & Watson, bleibt der Leser (ähnlich wie Watson) im Dunkeln und wird dann auf der Rückseite von Holmes vorgeführt. Das ist auf jeden Fall gelungen.

Der Mr. Holmes‘ Krimi-Adventskalender ist absolut liebevoll gestaltet. Das Layout, die Idee als Pyramide und die passenden kleinen Bilder sprechen aus meiner Sicht viele Krimi-Fans an. Aus meiner Sicht aber auch Fans von Sherlock Holmes. Zwar wird Holmes natürlich als König der Deduktion benutzt und als Meister der Lösungen verwendet, doch aufgrund des viktorianischen Flairs der Fälle ist dies passend gewählt. Durch das unterschiedliche Layout mit verschiedenen Schriften und Materialien (Ausschnitte von Briefen, Akten der Polizei, Zahlenkombinationen,…) ist der Adventskalender abwechslungsreich.

Natürlich könnte es mehr Anspielungen auf den Kanon von Sherlock Holmes geben. Natürlich einen komplexeren Schreibstil nach Conan Doyle haben. Doch man sollte dabei die Zielgruppe nicht vergessen: Krimi-Fans und Fans von Sherlock Holmes. Auch natürlich angehende, junge Krimi-Fans. Der Adventskalender soll einem jeden Tag einen anderen (teilweise witzigen, teilweise ernsteren) Fall präsentieren und nicht jeden Tag mit Komplexität erschlagen.

Man sollte also nicht als knallharter Sherlock Holmes Fan enttäuscht sein, dass es keine Kopie des Kanons ist oder das jeder Fall etwas mit einem typischen Fall nach Conan Doyle zu tun hat. Das war auch nicht meine Erwartung an die Kalender. Daher sollte die Erwartungshaltung sein, dass es gebündelte, kurze Krimigeschichten mit Sherlock Holmes sind, die manchmal Anspielungen aus der Welt von Sherlock Holmes haben, doch auch manchmal witzig sein können.

Insbesondere für die weihnachtliche Zeit kann der Mr. Holmes‘ Krimi-Adventskalender ein täglicher Begleiter für Sherlock Holmes Fans sein, zum Denken anregen aber auch zu Überraschungen am nächsten Tag führen, wenn einem die Lösung präsentiert wird. Die Vielseitigkeit und Art der Fälle sind nicht immer klassisch nach Arthur Conan Doyle, müssen sie aber auch nicht sein. Für mich persönlich sind die zusätzlichen Features mit Internetlinks nicht notwendig, stören aber auch nicht weiter. Einige Namen und Fälle könnten natürlich aus meiner Sicht mehr klassisch nach Sherlock Holmes/Conan Doyle sein. Dazu bin ich aber zu sehr Fan von Sherlock Holmes und suche immer nach Referenzen und Anspielungen. Insgesamt ein wirklich gelungenes Konzept und eine gute Ausführung. Vielleicht gibt es irgendwann auch einmal einen zusammenhängenden Fall über mehrere Tage? Dann könnte man die Komplexität des Falls und der Personen erhöhen, verliert aber den Charakter von diesem Konzept. Ein schwieriger Spagat!

Ach, übrigens. Vol 1 + 2 gibt es auch in Englisch! Für weitere Informationen gibt es hier mehr Fakten: <https://raetsel-adventskalender.de>

> Kurzversion

+ Vielfältigkeit der Fälle

+ Layout, Gestaltung, Design (ingesamt das Konzept)

o wünschenswert natürlich immer: mehr Sherlock Holmes Anspielungen

o manche Fälle nicht im Stil von Arthur Conan Doyle und eher witzig gestaltet (muss einem natürlich gefallen)

> Bewertung

 

Erneut vielen Dank an den homunculus verlag für die Bereitstellung der Adventskalender.

Cover/Abbildungen dienen nur zur Ansicht und wurden nicht verändert.

Weitere Reviews findest du hier.

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