Heute verbinden wir den englischen Schriftsteller Graham Greene und seine Notizen über Sherlock Holmes mit einem praktischen Beispiel. Es gibt nicht viele Spuren von Graham Greene und Sherlock Holmes. Doch 1973 hat er eine Einleitung zum Roman The Sign of Four geschrieben, in der er noch einige Details verrät.

> Die kleine Vorgeschichte…

Ich habe das ganze Internet nach dieser Einleitung gesucht!!! Google gab mir lediglich Bibliotheksvorschläge, wo ich das Buch hätte ausleihen können. Ich wollte eigentlich schon aus dieser zweiteiligen Serie einen einzelnen SherlockSunday machen. Doch natürlich könnte mir die grandiose Sherlock-Holmes-Community auf Twitter helfen. Ich startete schön am 31. Dezember (man hat ja sonst nichts zu tun…) einen Aufruf, ob jemand diese Edition hat.

Aufruf für die Einleitung SIGN

Natürlich gab es mehrere Antworten und Sherlockianer, die mir sofort einen Scan per DM schicken wollten. Am Ende war dann Steven Rothman von dem The Baker Street Journal am schnellsten! Vielen lieben Dank dafür! Das nur am Rande als Vorgeschichte. Jetzt müssen wir noch schauen, ob sich der Aufwand denn nun auch gelohnt hat…

The Sign of Four, 1973 (John Murray)

The Sign of Four (With an introduction by Graham Greene)

Das vierseitige Dokument, welches mir Rothman schickte, war nun relativ übersichtlich, bietet aber doch einige schöne Anekdoten von Graham Greene.

Für Graham Greene ist es eine private Reise eine Einleitung zu schreiben, denn er hat den Roman The Sign of Four bereits mit zehn Jahren gelesen. Aber Greene gibt zu, dass er sich an keine andere Sherlock-Holmes-Geschichte erinnert:

„Better stories of Sherlock Holmes have come and gone; I can remember nothing of The Musgrave Ritual or The Man with the Twisted Lip, and yet the dark night of Pondicherry Lodge, Norwood, has never faded from my memory.“

Aus meiner Sicht spürt man hier die klare Nostalgie der Kindheit von Greene. Auch wenn er sich nicht an andere Abenteuer erinnern kann, so sind ihm definitiv noch einige Namen der Abenteuer bekannt. Greene fragt sich in der gesamten Einleitung zu dieser Ausgabe, warum er sich gerade an The Sign of Four erinnern kann:

“And yet… and yet… why is it that of all the Holmes stories it is The Sign of Four which remains persistently in my memory after nearly sixty years?“

Man hört bereits heraus, dass Sherlock Holmes für Greene nur einen kleinen Teil seiner Kindheit ausgemacht hat und das er sich auch später wenig mit Conan Doyle und Sherlock Holmes befasste. Nun warum also The Sign of Four?

„Disappointments“ – Enttäuschungen

Komischerweise nennt Greene aber zunächst die Enttäuschungen, die der Roman mit sich trägt. Greene nennt die Enttäuschungen in der Einleitung: sign of carelessness (Zeichen der Vernachlässigung). Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass in SIGN ein Brief wird von Miss Morstan zu Holmes im September gebracht wird, der aber am 7. Juli datiert ist. Greene gibt hier auch den Hinweis, dass Doyle sich hätte die Mühe machen können in den folgenden Ausgaben diesen Fehler zu korrigieren. Aufmerksame Leser des letzten Artikels über Graham Greene finden hier den Annotator, den Markierer und Notizenmacher Greene, der sich mit Sicherheit genau diesen Fehler von Doyle in seine Ausgabe geschrieben hat!

Als Nächstes merkt Greene noch an, dass es doch ein wenig unlogisch ist, dass in SIGN zwei Figuren an Herzinfarkten sterben. Für Greene ein Zufall zu viel. Auch die Liebelei zwischen Watson und Morstan war ihm nicht authentisch genug.

Der Detektiv mit “Gefühlen”

William Gillette als Sherlock Holmes (man beachtet die Nadel…)

Für Graham Greene ist SIGN aber eine große Entwicklung gegenüber dem Erstlingsroman A Study in Scarlet. Greene empfand, dass in dem ersten Roman alle Figuren eher flach waren und nicht-namentlich durch die Tür gestürmt kamen (many characters burst unannounced into the detective’s chambers). Aber in SIGN wurde Mrs. Hudson eingeführt und die Figuren bekamen mehr Leben eingehaucht. Für Greene war die „Einführung“ des kokainsüchtigen Holmes eine große Verbesserung hinsichtlich der Komplexität der Figur:

„Perhaps the reason why The Sign of Four has stayed indelibly in the memory is that in this book the great detective for the first time comes completely to life in all his complexity.“

Während das Treffen von Holmes und Watson für Greene nicht sehr einprägsam war (unmemorable), war die 7-%ige Lösung einprägsam genug. Auch an die exotischen Namen konnte sich Greene gut erinnern: Thaddeus/Bartholomew Sholto, Athelney Jones und auch die bereits erwähnte Pondicherry Lodge. Hier hat Greene sich bestimmt wieder die Namen und Orte herausgeschrieben!

Und das war es eigentlich zu der Einleitung. Im Nachhinein hatte ich mir dann doch ein wenig mehr erhofft, um das Verhältnis von Graham Greene zu Sherlock Holmes zu erfahren. Aber wahrscheinlich gibt es dann doch nicht mehr aus diesem Thema herauszuholen. Nicht jeder englische Schriftsteller hat sich so intensiv mit unserem Detektiv Sherlock Holmes auseinandergesetzt!


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

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