Schon der Name Charles Augustus sollte Assoziationen zum schlimmsten Mann aus London wecken: Charles Augustus Milverton. Hinter der Kreation von Sir Arthur Conan Doyle steckt, wie bei vielen anderen Figuren, eine Inspiration. Von Milverton zu Howell (oder andersrum).

Eckdaten: Charles Augustus Milverton

“Who is he?” I asked./“The worst man in London,” Holmes answered (…)

Milverton erscheint in der gleichnamigen Kurzgeschichte The Adventure of Charles Augustus Milverton, die im April 1904 im The Strand Magazine erschienen ist.

Milverton ist Makler und besitzt eine Kanzlei in Appledore Towers (Hampstead). Es ist Sherlock Holmes, der Milverton als worst man in London bezeichnet. Gerade am Anfang der Kurzgeschichte werden Vergleiche mit tödlichen, giftigen Tieren gezogen. Fünfzig Mörder sind nichts gegen Milverton:

“Do you feel a creeping, shrinking sensation, Watson, when you stand before the serpents in the Zoo, and see the slithery, gliding, venomous creatures, with their deadly eyes and wicked, flattened faces? Well, that’s how Milverton impresses me. I’ve had to do with fifty murderers in my career, but the worst of them never gave me the repulsion which I have for this fellow.” (Baring-Gould, S. 558)

Milverton ist ein Mann der Erpressung. Er sucht nach Briefen, wichtigen Dokumenten und delikates Material, um Menschen mit Reichtum zu erpressen. Watson beschreibt Milverton äußerlich folgendermaßen:

“Charles Augustus Milverton was a man of fifty, with a large, intellectual head, a round, plump, hairless face, a perpetual frozen smile, and two keen gray eyes, which gleamed brightly from behind broad, gold-rimmed glasses.”

Natürlich ist der größte Teil der Kurzgeschichte The Adventure of Charles Augustus Milverton fiktional. Alle Namen sind wohl fiktional. Watson selbst gibt zu, dass er die Geschichte ändern musste:

“It is years since the incidents of which I speak took place, and yet it is with diffidence that I allude to them. For a long time, even with the utmost discretion and reticence, it would have been impossible to make the facts public (…)” (Baring-Gould, S. 558)

Doch Milverton basiert hauptsächlich auf Charles Augustus Howell.

Eckdaten: Charles Augustus Howell

Howell (gezeichnet von Rossetti)

Howell wurde tot mit aufgeschlitzter Kehle in einer Gasse vor einem Chelsea Pub aufgefunden. Howell war ein mysteriöser Mann. Geboren um 1840 in Porto (Portugal), Sohn eines Engländer und einer portugiesischen Mutter, lebte er als junger Mann in England und war vornehmlich in der Kunstszene von London tätig. Er war sozusagen ein Kunsthändler. Stieg in der Kunstszene immer weiter auf.

Charles Augustus Howell war zwischenzeitlich sogar der Sekretär von John Ruskin (einem britischen Schriftsteller, Maler und Kunsthistoriker) und Agent für Dante Gabriel Rossetti. Howell tat alles, um seine Beziehungen zu Künstlern zu Geld zu machen. Er ging sogar so weit, dass er die Exhumierung von Rosetti’s Frau durchsetzte, sodass er die darin liegenden Gedichte zu bekommen und zu verkaufen.

Auch nach dem Tod von Rossetti produzierte Fake-Zeichnungen, um diese anschließend zu verkaufen. Zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Kunsthändler soll Howell auch prominente Personen erpresst haben (z.B. privaten Briefen).

Howell starb 1890 unter komischen Umständen. Nicht nur, dass seine Kehle durchtrennt war, sondern es befand sich auch eine goldene Münze in seinem Mund. Auch ist nicht ganz sicher ist, ob Howell bereits tot in der Gasse war oder erst im Krankenhaus starb. In seinem Haus jedoch wurde Briefe von hochrangigen Persönlichkeiten gefunden…

In doppelten Sinne: Milverton & Howell (Granada-Serie)

Wenn das also keine Inspiration für Charles Augustus Milverton ist! Tolle Hintergrundgeschichte!


Quellen:


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