Nachdem wir uns den Hintergrund und den Kontext von Silver Blaze 1977 angeschaut haben, legt dieser SherlockSunday den Fokus auf den Film selbst. Kann der Film mit Christopher Plummer und Thorley Walters überzeugen? Wie treu ist Silver Blaze nach dem Kanon überhaupt?

Ohne viel Worte: Silver Blaze von 1977

Christopher Plummer und Thorley Walters

Sherlock Holmes sitzt mit seinem dicken Morgenmantel in seinem Lieblingssessel. Er sieht doch sehr blass aus und Plummer hat dunkelbraune, nach hinten gegelte Haare. Blass soll Holmes auch wirken, denn er ist drogenabhängig. So zumindestens die Auffassung nach Plummer selbst (siehe letzten SherlockSunday). Mit dabei sind natürlich auch die Calabash-Pfeife. Für mich wirkt Plummer als Sherlock Holmes verträumt und abgelenkt, der aber auch hin und wieder einen Späßchen macht. Die Nachdenklichkeit passt zu seinem Attribut des thinking machine. Das wird an einer Szene am Anfang deutlich, als er Watson nur langsam und abgehakt antwortet. Holmes begründet seine Antwort damit, dass er “tagträumt” (daydreaming). Natürlich verknüpft er bereits die Fakten von dem Fall um Silver Blaze.

Berechtigterweise darf Sherlock Holmes in dieser Geschichte einen Deerstalker und ein Inverness-Cape tragen! Und das tut Plummer auch und es sieht gar nicht mal so verkleidet aus! Insbesondere gut gefallen hat mir die Szene gefallen, als er auf dem Boden lag und mit seiner Lupe den Tatort inspiziert. Diese Szene erinnert mich an Sidney Paget’s Illustration von The Boscombe Valley Mystery, wo Holmes mit Deerstalker auf dem Boden liegt.

Thorley Walters wirkt wie ein Watson, der ihn schon ein paar Mal gespielt hat. Mich hat Walters schon ein wenig an Nigel Bruce erinnert, auch wenn Walters nicht so trottelig ist wie Bruce. Walters kann sogar etwas hier zum Fall beitragen, als er das Messer identifiziert. Das könnt wohl ein Nigel Bruce nicht… Insgesamt wirkt Watson eher seriös als trottelig. Was natürlich eine gute Sache ist!

Produktionsdesign und Landschaften

Sherlock Holmes und Dr. Watson in tollen Landschaften

Ausgesprochen gut gefallen hat mir die ausgewählten Landschaften und Einrichtungen in dem Film. Sei es diese grandiosen Landschaftsaufnahmen mit Holmes & Watson im Hintergrund, den Szenen mit den Zügen oder auch das Pferderennen am Ende. Die Auswahl der Orte und das Produktionsdesign ist für so eine kleinere TV-Produktion außergewöhnlich. Das passt aber wiederum zu der Aussage, dass die Produzenten rund um die Serie With Classics Dark and Dangerous das Projekt als ambitioniert bezeichneten. Auch wenn leider der Erfolg nicht bezahlt wurde!

Weiterhin hat mir der Anfang und das Ende gut gefallen. Der Anfang von Silver Blaze hatte Tempo und das Mysterium rund um Silver Blaze. Gut eingebunden mit dunklen Szenen!

Natürlich merkt man am Ende, dass der Film nur eine Länge von rund 30 Minuten hat. Jedoch hat man sich hier einer gelungenen Technik bedient: Rückblenden von Sherlock Holmes mit Plummer als Erzähler. Kurz und knapp jedoch nicht unlogisch verpackt. Natürlich wäre es klasse gewesen, wenn der Film 45 Minuten oder 60 Minuten lang wäre. So hätte man natürlich Zeit gehabt die Figuren komplexer einzuführen oder auch die deduktive Vorgehensweise von Holmes detailreicher darstellen können. Aus meiner Sicht hat man aber das Beste aus den 30 Minuten gemacht.

Insgesamt betrachtet finde ich Silver Blaze sehr dicht an dem Original. Ich habe für diesen SherlockSunday nicht jedes Detail aus der Geschichte vergleichen können, aber insgesamt doch nah am Original. Natürlich fehlen einige Aspekte aus der Geschichte von Doyle, aber insgesamt wirkt die Episode stimmig. Man kann natürlich den “weiß-geschminkten” Holmes oder die flachen Figuren kritisieren. Für Fans von Sherlock Holmes und Kenner der Geschichte bietet Silver Blaze von 1977 jedoch viele gute Aspekte. Schade natürlich, dass es nicht noch 5 weitere Episoden dieser Mini-Serie gibt (wie von Plummer angekündigt…).

Mich hat die Episode Silver Blaze an manchen Stellen an die Adaption von Peter Cushing (TV-Serie) oder auch an Jeremy Brett erinnert. Eher an Cushing als Brett. Das Produktionsdesign ist aus meiner Sicht eher an der Qualität von Granada als von Cushing’s TV Serie der BBC. Nichtsdestotrotz eine gelungene Episode, die es auf jeden Fall wert ist sich anzuschauen! Dabei wusste ich vor ein paar Monaten nicht einmal, dass es diese Episode gibt und das Plummer vor Murder by Decree schon einmal Sherlock Holmes spielte! Das sind immer die besten Überraschungen und gibt mir die Möglichkeit anderen an meiner Überraschung teilzuhaben. Vielleicht kanntet ihr diese Verfilmung ebenfalls nicht!


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

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