Authentisches Material aus Zeitungen und Magazinen sind immer ein reicher Schatz, um Details und kleine Anekdoten zu erfahren. Außerdem stammen sie aus der Zeit, in der Sir Arthur Conan Doyle noch lebte. So auch mit einem Artikel aus Tit-Bits vom 15. Dezember 1900.

Ein kleiner Kontext

A Gaudy Death: Conan Doyle tells the True Story of Sherlock Holmes wurde am 15. Dezember 1900 im wöchentlichen, britischen Magazin Tit-Bits veröffentlicht. Tit-Bits wurde übrigens, wie The Strand Magazine, von der George Newnes Ltd. gegründet. Zwischen 1892 und 1918 erschienen in Tit-Bits 6 Kurzgeschichten, ein Roman, ein Interview und drei Artikel von Arthur Conan Doyle. So wurde z.B. The Sign of Four (1892) in 11 Teilen hier veröffentlicht oder auch The Adventure of the Speckled Band (1910) in zwei Teilen. Natürlich alles als erneute Veröffentlichung.

A Gaudy Death ist das Interview aus Tit-Bits mit Conan Doyle und erschien 1900. Mit der Veröffentlichung von The Adventure of the Final Problem im Dezember 1893 im Strand ist Sherlock Holmes bereits gestorben und noch nicht durch The Adventure of the Empty House vom Oktober 1903 wiederbelebt. Also ein Interview mit dem Fokus auf den Tod von Sherlock Holmes.

“A Gaudy Death” = Ein kitschiger/farbenprächtiger Tod?

The Adventure of the Final Problem

Ich bin selbst nach Sichtung mehrer Wörterbücher unschlüssig über die Übersetzung von gaudy. Das Cambridge Dictionary spricht von farbenprächtig, andere Wörterbücher von kitschig oder knallbunt.

A Gaudy Death erläutert den Umstand des Todes von Sherlock Holmes, in dem Conan Doyle zunächst über die “Geburt” von Holmes in A Study in Scarlet berichtet. Doyle erläutert sein Ansehen als Sherlock-Holmes-Autor, reflektiert kurz seine anderen Werke und seine Inspiration für den Reichenbach Fall. Doch nun Schritt für Schritt.

“The idea of the detective was suggested by a professor under whom I had worked at Edinburgh, and in part by Edgar Allen Poe’s detective, which, after all, ran on the lines of all other detectives who have appeared in literature.”

Man kennt die Geschichte und den Ursprung rund um Sherlock Holmes. Conan Doyle nahm seine Inspiration von Joseph Bell, dem Professor an der Edinburgh Universität und auch von Edgar Allen Poe’s Detektiv Dupin. Doyle erläutert weiter, dass er, während er viele Geschichten und Bücher las, es hasste, dass die Krimis alle willkürlich und für den Leser unschlüssig sind. De Auflösung der Kriminalfälle waren nicht logisch und nachvollziehbar. Also konstruierte er aus Spaß eine Geschichte und einem Detektiv, der ein wissenschaftliches System verwendet:

“For fun, therefore, I started constructing a story and giving my detective a scientific system, so as to make him reason everything out.”

Es kam natürlich zu A Study in Scarlet und auch anschließend The Sign of Four. Doch Conan Doyle musste sich entscheiden: eine Serie von einzelnen abgeschlossenen Fällen oder ein großer Fall? Er entschied sich für kleinere Kurzgeschichten. Interessanterweise gibt Doyle auch in diesem Interview preis, wie die ersten Geschichten aus The Adventure of Sherlock Holmes entstanden:

“I was then in practice in Wimpole Street as a specialist, and, while waiting for my patients to come, I began writing to fill up my waiting hours. In this way I wrote three stores, which were afterwards published as part of The Adventures of Sherlock Holmes.”

Während er auf seine Patienten in der Wimpole Street wartete, schrieb er einige Kurzgeschichten. Er sendete sie an The Strand Magazine.

Doch Conan Doyle wurde müde und das Interesse an Sherlock Holmes verschwand. Er wandte sich mehr und mehr ab und wollte literarische Romane schreiben, die mehr Qualität besaßen. So fand er z.B., dass The White Company (1891) 100x mehr wert war als Sherlock Holmes. Jedoch bekannt wurde er natürlich als Autor von Sherlock Holmes und Doyle sah diesen Autor als minderwertiger an:

“Yet, just because the Sherlock Holmes stories were, for the moment, more popular, I was becoming more and more known as the author of Sherlock Holmes instead of as the author of The White Company. My lower work was obscuring my higher.

Sherlock Holmes war also sein “lower work”, seine schlechtere und niedrigere Arbeit. Uff!

Für einen Vortrag reiste Conan Doyle in die Schweiz, immer mit dem Gedanken, wie er Sherlock Holmes loswerden konnte. Die Umgebung musste Conan Doyle so beeindruckt haben, dass er diesen “exotischen” Ort für den Tod von Holmes wählte:

“I was taking a walking tour through the country, and I came to a waterfall. I thought if a man wanted to meet a gaudy kind of death that was a fine romantic place for the purpose. That started the train of ideas by which Holmes just reached that spot and met his death there.”

Wir wissen alle wer dieser Mann (a man) ist: Prof. James Moriarty. Daher würde ich in diesem Bereich schon von einem kitschigen Tod sprechen, wenn jemand nach Meiringen reist und Holmes durch die Reichenbachfälle sterben lässt. Doch nach dem Tod von Holmes war Doyle erstaunt über den Aufschrei der LeserInnen:

“That is really how I came to kill Holmes. But when I did it I was surprised at the amount of interest people took in his fate. I never thought they would take it so to heart. I got letters from all over the world reproaching me on the subject.”

Abschlussgedanken

Eine wirklich absolut lesenswerte Darstellung über den Tod von Sherlock Holmes durch Conan Doyle, der auf mich sehr persönlich wirkte. Ich habe hier förmlich den Abstand zwischen Holmes und Conan Doyle gespürt. Auch die Distanz zwischen seinen “guten” und “schlechten” Werken wird durch Doyle deutlich.

Zum Abschluss seiner Gedanken präsentiert Doyle auch noch seine Meinung über die Illustrationen von Sidney Paget, die nicht negativ sind, jedoch nicht ganz seiner Vorstellung entsprachen:

“My own view of Sherlock Holmes – I mean the man as I saw him in my imagination – was quite different from that which Mr Paget pictured in The Strand Magazine.”


Quellen:


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