Conan Doyle und William Gillette hatten eine enge Freundschaft und repräsentierten beide die Figur Sherlock Holmes. Doyle natürlich als Autor und Gillette als Darsteller in Theater und Fernsehen. 1914 hat Doyle den Theaterschauspieler Gillette in London gerettet. Doch wovor eigentlich?

Eine Einordnung der Zeit

Ihr kennt es bereits aus vielen SherlockSundays. Ich finde es immer wichtig, den zeitlichen Kontext einzuordnen, sodass man stets weiß, welche Abenteuer bereits erschienen sind und welche Filme veröffentlicht wurden. Dies hat häufig Auswirkungen auf folgende Ereignisse und Schlagzeilen.

Es ist August 1914. Es ist wieder dieser Zeitraum nach der Veröffentlichung von The Hound of the Baskervilles (1902) und der Kurzgeschichtensammlung The Return of Sherlock Holmes (1905). Die nächste Veröffentlichung war dann The Valley of Fear im Jahr 1915.

Was an dieser Stelle natürlich noch wichtig und erwähnenswert ist, dass William Gillette (1853-1937) mit seiner Darstellung als Sherlock Holmes im Theater die Grundsätze unserer Vorstellung (ikonische Darstellung) von Sherlock Holmes prägte. Er verkörperte Holmes im Theater von 1899-1932 in dem Stück Sherlock Holmes. Der gleichnamige Film kam dann 1916 heraus.

William Gillette reiste für seine Theatervorstellung auch nach London. Und hier sind wir nun: August 1914 im Savoy Hotel (London).

Das Ereignis von 1914

Jeder kannte William Gillette. Ähnlich wie ein VIP oder Celebrity genoss er die Aufmerksamkeit, so auch in dem noblen Savoy Hotel. Gillette ließ sich aber, aufgrund dieser Aufmerksamkeit, in ein unbekannteres Hotel (Palais Royal) umbuchen. Dort war es ruhiger.

An einem Tag im August 1914 kam er dann zu seinem Hotelzimmer. Die Tür von seinem Zimmer stand offen und zwei Detektive/Inspektors warteten bereits auf Gillette. Der folgende Dialog entstammt aus The Courier Journal (13. September 1914):

“You live here?” asked one of the detectives.

“yes.”

“These are your papers?”

“Were.”

“We find among them plans of the British embassy in Paris.”

“There are many things among my private papers.”

“What are you doing with plans marked ‘British embassy at Paris’ ?”

“Nothing immediately.”

“Then you will come with us to Scotland Yard.”

“Just a moment. Although I may look it, I am not a spy. I have played them often. I am an actor. My name is Gillette — William Gillette.”

“We don’t know you. Is there anybody who can identify you?”

“I am under the management of Charles Frohman. Conan Doyle will vouch for me.”

“But how do you come by a plan of the British embassy in Paris?”

“I leave for America to-morrow. I am to appear in a play that you have had here in London for a year. The third act scene is at the British embassy in Paris. In order to get the play correctly on the stage I obtained these drawing of the embassy. The play is ‘Diplomacy.’ That’s all.”

Fassen wir diesen Dialog einmal kurz zusammen. Es geht hier im Grunde um Pläne der Britischen Botschaft in Paris, die man bei Gillette gefunden hat. Natürlich fragen sich die Ermittler, warum solche Pläne hier zwischen anderen Papieren liegen. Die Ermittler vermuten, dass William Gillette ein Spion aus Deutschland ist!

Gillette erläutert, dass Charles Frohman sein Manager ist und Conan Doyle für Gillette bürgen wird. Er sei halt ein Schauspieler und kein Spion! Doch warum sind nun die Pläne in Gillette’s Besitz?

The Sun (Baltimore) – 27. August 1914

Eigentlich ganz einfach. In dem Theaterstück Diplomacy (1914) spielt eine Szene im 3. Akt in der britischen Botschaft. Damit die Szene detailgetreu ist, brauchte Gillette die Pläne für die Szene. Natürlich bürgte Conan Doyle für Gillette und rettete ihn vor dem Gefängnis.

Auch mehrere Zeitungen berichteten über dieses Ereignis. So schreibt z.B. The Sun (Baltimore):

“William Gillette, the actor who was in London when war was declared, was under surveillance as a supposed spy because he had plans of the British Embassy at Paris in his possession. Only the intervention of Sir Arthur Conan Doyle saved him from jail.”

Conan Doyle rettet William Gillette. Was für eine Schlagzeile.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie man dann doch immer neue Erkenntnisse aus der Welt rund um Sherlock Holmes (und Conan Doyle) erfährt. Diese Geschichte war auf jeden Fall neu für mich!


Quellen:

 

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