Es wird langsam auch langsam einmal Zeit sich einem der bekanntesten Interviews zu widmen. Das Interview mit Sir Arthur Conan Doyle von 1927. Inklusive seiner Stimme!

Eckdaten des Interviews

Es ist wohl eines der wichtigsten Interviews, denn hier kann man die Stimme von Arthur Conan Doyle hören. Wenn heute Videos mit Ton selbstverständlich sind, so war es zu der Zeit von Doyle nicht der Fall. Direkt am Anfang des Interviews werden einige Informationen gegeben:

„William Fox has the honor to present THE WORLD FAMOUS AUTHOR and SCIENTIST Sir Arthur Conan Doyle“

Hie könnt ihr das komplette Interview anschauen (TIPP: erzeugte Untertitel auf Englisch sind möglich!):

Mit einem weiteren Standbild werden folgende Informationen geliefert, die jedem Sherlockianer bekannt sein sollten:

Das Interview wurde 1927 veröffentlicht und zeigt Conan Doyle zunächst auf einer Terrasse. Mit einem Hut und seinem Hund verlässt er die Terrasse und setzt sich auf eine Bank. Ein Schnitt wird gemacht und nun sieht man Conan Doyle klar und deutlich hüftaufwärts. Das Interview beginnt.

Inhalt des Interviews

Grob zusammengefasst geht es in diesem 10-minütigen Interview von 1927 um zwei Bereiche: Sherlock Holmes und Spiritualismus. So startet Doyle mit dem Interesse der meisten Leser: Wie er dazu kam, die Sherlock-Holmes-Geschichten zu schreiben und warum er so viel Interesse in psychic experiences hat.

Conan Doyle holt dazu weiter aus, als ich zunächst erwartete. Er hat schon immer Detektivgeschichten gelesen. Jedoch hat es ihm immer genervt, dass der old-fashioned detective nie zeigte, wie er zu seinen Ergebnissen kam. Den Leser sozusagen keine Lösung bzw. keinen Ablauf der Lösung (was quite unexplained how he got there) präsentiert. Weiterhin haben ihm bei Detektivgeschichten genervt, dass es sich häufig um Glück (lucky chance) handelt, dass ein Fall gelöst wird.

Conan benutzt dann einen Satz, den doch viele Sherlockianer auch heute noch benutzen:

„It didn’t seem to me quite playing the game“

Also wenn das mal keine klare Referenz zu unser heutigen „wissenschaftlichen“ Arbeit mit Sherlock ist!

Natürlich zählt dann Conan Doyle noch sein Idol Dr. Joseph Bell auf, der eine Inspiration für ihn gewesen ist. Bell, der laut Doyle, außerordentliche Fähigkeiten der Deduktion besaß, konnte Patienten anschauen und Informationen nur vom Aussehen deduzieren. Laut Doyle ging Bell sogar soweit, dass er die Patienten klar verboten hat im Vorfeld etwas zu sagen (hardly allow the patient to open his mouth). Er hat dadurch häufig die Nationalität und seine Beschäftigung deduziert. Kommt einem wirklich wie unseren Sherlock Holmes vor!

Anfangs schlecht, später TOP – mehr als er wollte…

Doyle gibt zu, dass die ersten Romane schlecht liefen und sich nicht gut verkauften. Als er aber mit den Kurzgeschichten im The Strand Magazine begann, entwickelte Sherlock Holmes seine Wurzeln (Sherlock Holmes fairly took root).

Doch dann erläutert Doyle ebenfalls, dass er eigentlich nicht so viele Geschichten schreiben wollte:

“I’ve written a good deal more about him than I ever intended to do but my hand has been rather forced by kind friend who continually wanted to know more and so it is that this monstrous growth come out (…)“

An dieser Stelle wird die Last von Sherlock Holmes deutlich. Schaut man auch auf die Qualität der Holmes-Geschichten, so passt die Aussage Doyles mit der sinkenden Qualität der Geschichten. Er schrieb sie nur, um sein Geld zu verdienen. Die Leidenschaft wurde immer weniger.

Die Ausmaße von Sherlock Holmes erläutert Doyle durch die zahlreichen Briefe, die ihn erreichten. Die Vielfalt der Briefe war immens. Die meisten Leser glaubten nun, dass es Holmes wirklich gab. Einige Frauen wollten die Hausfrau von Holmes werden und andere wollten Holmes Ratschläge über das Halten von Bienen geben. Nach den ersten 5 Minuten wechselt das Thema dann zu seinen Spiritualismus und seinen Erfahrungen der Psyche.

Abschließende Worte und ein armer Watson (wieder einmal)

Ich kenne diese Interview schon länger und wollte immer in einem SherlockSunday darüber schreiben. Ich finde es bemerkenswert, Conan Doyles Stimme zu hören, die einem den Schöpfer von Holmes dichter und näher erscheinen lässt. Und gerade mit einer Laufzeit von knapp über 10 Minuten finde ich das Interview auch nach dem Schreiben doch recht informativ und komplex. Insbesondere das Lesen zwischen den Zeilen finde ich spannend (Stichwort: Last von Sherlock Holmes, Zwang zu schreiben).

Goodbye!

Also hier noch ein letzter Stichwort aus dem Interview von 1927. Als er auf Watson zusprechen kommt und die Briefe erläutert, charakterisiert Conan Doyle den Biografen Dr. John Watson:

“I get letters adressed to him (Anm.: Sherlock Holmes) and get letters asking for his autograph. I get letters adressed to his rather stupid friend Watson.“

Schaut man sich Nigel Bruce an, könnte das passen, aber zu dem kanonischen Watson passt es dann doch nicht!


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

 

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