Es ist möglicherweise die einzig erhalten gebliebene Verfilmung von Nordisk Film Co.: Sherlock Holmes i Bondefangerkløer. Die dänische Verfilmung ist Teil der elfteiligen Serie von Nordisk Film. Doch worum geht es bei dem “Bauernfänger”?

Kontextanalyse

Wie bereits im letzten SherlockSunday erläutert, handelt es sich bei Sherlock Holmes i Bondefangerkløer um einen Stummfilm, der von Nordisk Film Co. produziert wurde. Die dänische Stummfilmreihe wurde zwischen 1908 und 1911 mit elf Filmen produziert. Somit kann man also sagen, dass diese Verfilmungen eine der ältesten Filme mit Sherlock Holmes sind. Im SherlockSunday #116 ging es bereits um eines der ersten Stummfilme (wenn nicht sogar der erste mit Sherlock Holmes…): #116 SherlockSunday: Sherlock Holmes Baffled! (1900).

Doch mit dieser dänischen Verfilmung läutet Dänemark gewissermaßen einen europäischen Sherlock Holmes ein. Auch in Deutschland liefen die dänischen Verfilmungen mit Erfolg. Die Verfilmung in diesem SherlockSunday Sherlock Holmes i Bondefangerkløer erschien am 10. Dezember 1910, ist 266 Meter lang und natürlich in Schwarz/Weiß. Während die ersten 6 Verfilmungen von Nordisk Film Co. noch Viggo Larsen als Sherlock Holmes hatten, wird hier Sherlock Holmes von Otto Lagoni verkörpert.

Interessanterweise kann in einigen Verfilmungen nicht genau gesagt werden, wer Sherlock Holmes spielt. In dieser Verfilmung jedoch konnte man durch die Kleidung Sherlock Holmes eindeutig identifizieren. Und natürlich durch die Pfeife.

Der Inhalt

Sherlock Holmes (Otto Lagoni) betritt den Tatort.

Ich würde euch dringend empfehlen den Stummfilm zunächst selber anzuschauen und euch selber ein Bild zu machen. Glücklicherweise wurde der Film wohl restauriert und kann in guter (wenn nicht sogar sehr guter Qualität) auf einer dänischen Seite angeschaut werden. Hier ist der Link dazu:

Offiziell kann der Film folgendermaßen zusammengefasst werden:

“Jens Larsen kehrt aus Amerika zurück und lässt sich von einigen feinen Herren die Stadt zeigen. In einer Gaststätte wird ihm Schlafmittel ins Getränk gegeben, und als er aufwacht, sind seine falschen Freunde ebenso verschwunden wie seine Wertsachen. Zunächst schlägt Larsen den Wirt nieder, dann ruft er Sherlock Holmes. Dieser erfährt vom Wirt den Aufenthaltsort der Verbrecher, die er sogleich aufsucht. Doch er wird zunächst gefangen genommen und die Verbrecher fliehen. Doch nach längerer Verfolgung durch Lokale und über Landstraßen gelingt es Holmes, die Verbrecher zu stellen und der Gerechtigkeit zu übergeben.”1

Ich muss wirklich gestehen, dass der Inhalt von Sherlock Holmes i Bondefangerkløer an manchen Stellen schwer verständlich ist. Natürlich geben die einzelnen Szenen mit der Erklärung zwischen den Szenen Sinn, jedoch muss man sich selber einige Konversationen zusammenreimen. Ich konnte nur vermuten, dass in dem Glas Gift war und war mir an vielen Stellen nicht sicher, ob der Gefesselte in der Bar nur ohnmächtig oder tot ist.

Die Präsenz von Sherlock Holmes in der Bar finde ich gelungen. Natürlich erkennt man Sherlock Holmes sofort mit seiner Pfeife, doch seine Kleidung ist eher untypisch. Kein klassischer Deerstalker oder ein Inverness Cape. Hier hat William Gillette höchstwahrscheinlich noch keinen großen Einfluss gehabt (Theater ab 1899, Film 1916). Die Gestik und Mimik ist auf jeden Fall gelungen: nachdenklich, deduzierend und mit einer gewissen Komik verbunden.

Auch die nächste Szene kann als gelungen gewertet werden. Sherlock Holmes wird niedergestreckt und wird gefesselt. Kann aber auf sich aufmerksam machen, in dem er ein Fenster zerschlägt. Hier kommt wieder ein wenig Komik auf, denn natürlich muss nach dieser Anstrengung erstmal Alkohol (Brandy? Port?) zu sich genommen werden. Dieser wird zwar nicht von Watson verabreicht (wo ist Watson eigentlich?), aber trotzdem sehr passend!

Und darauf erst einmal einen Port! (Oder ein Brandy?)

Abschlussgedanken

Ich muss es immer wieder betonen und wiederholen. Ich finde es immer sehr interessant alte Verfilmungen anzuschauen, da sie das Urtypische und die Anfänge von Sherlock Holmes zeigen. Hier findet man noch nicht den populärwissenschaftlichen Holmes, der einen Deerstalker und ein Inverness Cape tragen muss.

Hier sieht man die Anfänge der Filmindustrie, die Anfänge eines “jungen” Sherlock Holmes, der aktuell noch von Arthur Conan Doyle geformt wird. Und natürlich das Publikum bzw. die LeserInnen, die auf weitere Geschichten mit Sherlock Holmes hoffen konnten. Natürlich wirken die Filme primitiv und aus heutiger Sicht lächerlich, doch hier sollte man immer den Kontext beachten. Der Film ist schließlich von 1910…


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

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