Während der Brief von David Thomson (siehe SherlockSunday #191) uns den Hinweis einer Oper von Conan Doyle geliefert hat, wollen wir uns natürlich nun mit dem Stück ein wenig beschäftigen. Zeit für: Jane Annie, or The Good Conduct Prize (1893). Vorhang auf! (Oder eher Vorhang zu?!)

Die Eckdaten von “Jane Annie”

Deckblatt von “Jane Annie or the Good Conduct Prize”

Jane Annie, or The Good Conduct Prize ist eine komödiantische Oper, die 1893 von James Matthew Barrie (Erschaffer von “Peter Pan”) und Arthur Conan Doyle (Erschaffer von “Sherlock Holmes”) geschrieben wurde. Ernest Ford, ein damals bekannter Komponist, hat die Musik für die Oper geschrieben. Die Figur “Jane Annie” sollte nach J. M. Barrie eine sehr bekannte literarische Persönlichkeit werden. Wie wir nun feststellen, kennt kaum jemand diese literarische Figur, denn das Stück war ein totales Disaster. Es war nicht nur ein Disaster für die beiden Autoren, sondern auch für das Savoy Theatre.

Es war eigentlich J. M. Barries Idee von einer Oper. Barrie hatte seine Figur Peter Pan noch nicht erschaffen (1904 als Stück, 1911 als Roman), doch er wollte ähnlich wie Doyle eine aufstrebende Figur erschaffen. Conan Doyle wurde bereits zu einer literarischen Institution mit seinem Detektiv. The Adventures of Sherlock Holmes waren bereits veröffentlicht und die Kurzgeschichtensammlung The Memoirs of Sherlock Holmes mitten in der Veröffentlichung.

Barrie konnte seine komödiantische Oper nicht beenden, da er eine Vielzahl von nervlichen und psychologischen Probleme hatte. Mit der Popularität seines Freundes Arthur Conan Doyle wollte Barrie das Stück Jane Annie, or The Good Conduct Prize beenden. Conan Doyle stimmte zu und zusammen erschufen und beendeten sie das Stück.

Das Stück debütierte am 13. Mai 1893 im Savoy Theatre in London und war ein direkter Flop. Barrie und Doyle machten zahlreiche Anpassungen, aber es half alles nichts. Bereits nach nur 50 Auftritten wurde das Stück abgesetzt. Es war der erste richtige Flop des Savoy Theatre.

Jane Annie Akt I: Einleitung und Chorus

Doch die beiden Autoren gaben nicht auf. Es gab eine kleine Tour mit dem Stück, die vom 1. Juli 1893 bis zum 26. August 1893 verlief. Städte wie Bradford, Newcastle, Manchester und Birmingham waren dabei und die Tour war insgesamt erfolgreicher als in London. Laut Barrington, einem professionellen Golfspieler, war wohl ein Grund des Flops und der Absetzung, dass Golf (noch) nicht populär genug war und keine Menschen anzog.

Eine grobe Übersicht des Inhalts

Postkarte von “Jane Annie” (gespielt von Miss Dorothy Vane)

In Jane Annie, or The Good Conduct Prize geht es grob um Jane Annie, ein junges Mädchen, die hypnotisieren kann. Durch ihre Fähigkeit der Hypnose ist sie für jede Person freundlich, da sie Personen mit ihrer Fähigkeit auf ihre Seite zieht. Jeder liebt Jane Annie! Im Laufe der Oper geht dieser Charme verloren und die Zuschauer lernen den wahren Charakter von Jane Annie kennen. Sie muss nun sogar Menschen hypnotisieren, die sie hassen, um so zu entkommen.

Für Experten und Interessenten gibt es das vollständige Stück bei archive.org. Hier habe ich es euch einmal verlinkt:

In der Übersicht und dem Programmheft wird Jane Annie als “good girl” beschrieben, während es auch mit Bab ein “bad girl” gibt.Jeder Person ist auch deren Stimme in der Oper zugeordnet. So ist z.B. Jane Annie ein Mezzosopran (laut Wikipedia eine Stimmlage von Frauen oder Knaben). Ich nehme an, dass die anderen zahlreichen Personen in dem Stück die Figuren sind, die hypnotisiert werden.

Am Golfplatz

Laut einer Rezension von The Era (13. Mai 1893) ist das beste Element an dem Stück, dass es diesen Kontrast zwischen dem guten Mädchen Jane Annie und dem bösen Mädchen Bab gibt.

In meiner Recherche gab es nicht viel über das Stück zu erfahren. Viele Informationen fehlen und auch Gründe, warum es sofort abgesetzt wurde, wurden nicht wirklich aufgelistet. Aus meiner Sicht muss es für Conan Doyle ein kurzweiliger Rückschritt gewesen sein. Der Erfolg mit Sherlock Holmes wurde natürlich weitergeführt.

Jane Annie hypnotisiert!

Wie bereits in dem “alten” SherlockSunday #5 berichtet, hat J. M. Barrie aus diesem Disaster einen komödiantischen Pastiche mit Sherlock Holmes geschrieben! Wirklich sehr empfehlenswert zu lesen (sehr kurz)! Aus meiner Sicht wirklich klasse, dass man, trotz des Flops von Jane Annie, den Mut und Stolz hat aus seinem Verlust komödiantisch zu reagieren und die Kurzgeschichte The Adventure of the Two Collaborators. In dem Pastiche soll Sherlock Holmes Gründe dafür finden, warum keine Zuschauer in die Oper von den beiden Gentlemen gehen. Holmes deduziert ruhig und ironisch, dass sie es lieber vorziehen von diesem schrecklichen Stück wegzubleiben! Einen genauen Grund nennt er nicht. Die beiden Gentlemen Doyle und Barrie werden in dem Pastiche nicht mit direkten Namen vorgestellt und nur durch äußerliche Merkmale und ihrem Schaffen charakterisiert.

Dies trägt natürlich zum Witz der Geschichte bei.


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

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