Nach dem Erfolg von “Art of Blood” gibt es nun den zweiten Streich: “Unquiet Spirits” Whisky, Geister und Morde. Klingt nach einem spannenden Fall für Sherlock Holmes und Dr. Watson. Kann Bonnie MacBird in ihrem zweiten Holmes Abenteuer ebenso überzeugen?

> Über die Autorin

Bonnie MacBird ist eine Drehbuchautorin (TRON), ausführende Produzentin bei Universal, Bühnenautorin und Schauspielern. Außerdem unterrichtet Sie “Schreiben” an der University of California (UCLA). MacBird lebt in Los Angeles und London.

Art in the Blood ist ihr erster Roman, der in dem Stil von Arthur Conan Doyle geschrieben ist. Zu diesem Erstling gibt es bereits eine Rezension hier auf meinem Blog (#24 Review: Art in the Blood) und ist sehr zu empfehlen. Art in the Blood wurde in 17 Sprachen weltweit übersetzt. Im Jahr 2017 folgte dann dieses Werk Unquiet Spirits und ein dritter Band ist mit The Devil’s Due bereits erschienen. The Three Locks, der vierte Band, ist in Planung.

> Inhaltliche Zusammenfassung (Spoilerfrei)

“The new novel from the author of Art in the Blood. December 1889. Fresh from debunking a “ghostly” hound in Dartmoor, Sherlock Holmes has returned to London, only to find himself the target of a deadly vendetta. A beautiful client arrives with a tale of ghosts, kidnapping and dynamite on a whisky estate in Scotland, but brother Mycroft trumps all with an urgent assignment in the South of France.”

Unquiet Spirits startet klassisch mit einer Klientin, Isla McLaren, die Sherlock Holmes um Hilfe bittet. Sie berichtet eine Geschichte mit Geistern, die auf dem Anwesen Braedern in den Highlands (Schottland) ihr Unwesen treiben. Eine Frau wird ebenfalls vermisst. Die Familie McLaren ist eine angesehene schottische Familie mit einer berühmten Destillerie für Whisky. Am Anfang des Romans verschlägt es Holmes und Watson doch zunächst nach Südfrankreich, wo es dann doch zu einigen Überraschungen und Verbindungen kommt. Die Reise bleibt jedoch nur kurz, denn die schottischen Highlands rufen!

“On the fabled Riviera, Holmes and Watson encounter treachery, explosions, rival French Detective Jean Vidocq…and a terrible discovery. This propels the duo northward to the snowy highlands. There, in a “haunted” castle and among the copper dinosaurs of a great whisky distillery, they and their young client face mortal danger, and Holmes realizes all three cases have blended into a single, deadly conundrum.”

In Frankreich treffen sie dann auf den französischen Detektiv Jean Vidocq. Alle Ereignisse aus Frankreich und den schottischen Highlands sind miteinander verbunden. Der Hauptteil des Romans spielt in den schottischen Highlands und ich könnte hier nun Seiten über den Inhalt verlieren, möchte euch aber natürlich nicht spoilern. Daher nur ein paar allgemeine Stichpunkte:

Aufgrund der Länge von 512 Seiten können sich all die oben genannten Punkte gut entwickeln und kommen auch nicht zu kurz. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Es kann stellenweise doch langatmig werden. Wer sich nicht für schottischen Whisky interessiert, der wird die detailreichen Prozesse zur Herstellung und der Lagerung öde finden. Wer eher eine überschaubare Anzahl von Figuren haben möchte, der wird Unquiet Spirits komplex finden. Denn es gibt schon zahlreiche Figuren in diesem Roman.

> Hauptfiguren

Wo wir dann auch beim Thema Figuren sind. Die Hauptfigur rund um die junge Isla McLaren ist ein absolutes Highlight von Unquiet Spirits. Bereits bei der Ankunft in der 221B Baker Street merkt man, dass es sich hier nicht um eine stereotypische Frau aus der viktorianischen Frau handelt. Nicht nur Sherlock Holmes kann deduzieren (wie er es doch am Anfang eines neues Abenteuers gerne macht), sondern auch Isla McLaren. Sie ist eine ständige Begleiterin des Falls in Frankreich und auch in Schottland. Jedoch merkt man auch, dass auch während der Begleitung mehr hinter dieser schottischen Dame steckt. Und das zieht sich bis zum Ende durch. Grandios!

Doch wen haben wir noch? Hier wird es das eine lange Liste, die teils stereotypisch, teils aber komplexere Figuren enthält. Die zahlreiche Mitarbeiter rund um die Destillerie sind eher einfältig. Aber die Familie McLaren mit zahlreichen Söhnen und Töchtern sind teilweise komplexer. Sie bleiben aber nicht so nachhaltig im Kopf wie Isla McLaren.

Thematisch kann man die Figuren eigentlich immer gut verbinden. Ähnlich wie in einem Hercule Poirot Abenteuer haben die meisten Figuren auch hier ihre klare Funktion. Wir haben den traditionellen und stolzen Laird Robert McLaren, der seinen Stolz und seine Destillerie schützen möchte und dann die Söhne, die auf das Erbe spekulieren. Der Destillerie-Master hat natürlich das Familienrezept und dementsprechend auch Macht über die Familie. Insgesamt sind aber sehr viele Figuren, bei der man als LeserIn sehr stark aufpassen muss, damit man die Verbindungen erfasst. Mir haben die Figuren insgesamt gut gefallen und wer auf Figuren à la Agatha Christie steht, der wird hier auch fündig.

> Schreibstil nach Conan Doyle

Wie auch in dem ersten Roman Art in the Blood ist eine große Stärke von Bonnie MacBird der Schreibstil nach Conan Doyle. Es ist für mich ein sehr authentischer Schreibstil, der nicht nur viele Referenzen aus dem Kanon verwendet (ear-flapped cap, Webley Revolver von Watson…), sondern auch den (teils) einfachen Satzbau von Doyle gut nachahmt. Man merkt hier ganz klar den Hintergrund von Bonnie MacBird als Drehbuchautorin und Lehrerin an der Universität. Sprachlich sind die Romane einfach überzeugend ohne groß überladen zu sein.

Natürlich gibt es wie immer in dieser Rezension ein paar Zitate, die mir aufgefallen und zur Atmosphäre beitrugen.

“Our investigation thus far has disclosed a nest of vipers, of jealousies and intrigue here at Braedern.” (S. 236)

Eine gute Zusammenfassung von Sherlock Holmes über die gesamte Situation in Braedern und dem Fall. Welches Familienmitglied ist eine Viper? Wer hat Eifersüchte?

An dieser Stelle vielleicht noch etwas zur Struktur des Romans. In Schottland selbst, als Holmes und Watson den Fall untersuchen, verhören die beiden Freunde wie in Poirot-Manier die einzelnen Familienmitglieder. Das hat mir als Fan von Poirot gut gefallen und man hatte einen zusätzlichen Einblick über die Familienmitglieder und deren Motivation.

“Greed, jealousy, fear and revenge are the four great motivations of crime.” (S. 283)

Eine gute Weisheit für werdende Krimiautoren/-Innen! Und wir finden alle diese Elemente in Unquiet Spirits. Hauptsächlich aber Gier und Eifersucht.

“This was the fourth interview with whisky.” (S. 225)

Ein zentrales Element in diesem Roman! Es wird so viel Whisky getrunken und genossen. Wie bereits oben geschrieben, kann es für Nicht-Interessenten zu viel sein. Es wird nicht nur Whisky getrunken, sondern auch der Prozess, die Herstellung und die Lagerung sehr detailliert beschrieben. Aus meiner Sicht haben diese Beschreibungen zur Authentizität der schottischen Highlands und dem Anwesen in Braedern beigetragen.

Vielleicht noch ein kurzes Wort zum Englisch Niveau von Unquiet Spirits. Ich würde es nicht als einfach geschrieben bezeichnen und daher würde ich es nicht eingeschränkt für Anfänger empfehlen. Es aber auch nicht so schwer, dass es für absolute Experten geeignet ist. Da kommt die Ähnlichkeit von Conan Doyle auf jeden Fall durch.

Unquiet Spirits hat mir, genauso wie Art in the Blood, ausgesprochen gut gefallen. Die Hauptfigur (neben Holmes und Watson) Isla McLaren hat mich sehr überzeugt und hat einen komplexen Charakter, der über den ganzen Roman hinweg spannend zu verfolgen ist. Auch wenn die vielen anderen Figuren eher stereotypisch ihrer Position gestaltet sind, tut dies der Atmosphäre und der Entfaltung des Plots kein Abbruch. Man lernt die Mitglieder durch ihre einzelnen Kapiteln besser kennen. Das gänzliche Thema rund um Whisky hat mich ebenfalls sehr überzeugt. Die Beschreibungen zur Herstellung, Aufbereitung und Lagerung mag nicht jedem zugänglich sein, hat mir aber gut gefallen. Ich hatte doch in wenig Angst rund um das Thema “Geister”. Hoffentlich gibt es keine übernatürlichen Kräfte! Das ist nicht der Fall. Daher finde ich den Titel des Romans Unquiet Spirits wirklich gut gewählt.

Aus meiner Sicht war der Anfang mit der Reise nach Südfrankreich zu langatmig und für die spätere Verbindung nach Schottland nicht gänzlich überzeugend. Auch der Einsatz von dem französischen Detektiv Vidocq war als Detektivfan überraschend, fehlte aber an Bedeutung. Sobald es aber nach Schottland geht, nahm Unquiet Spirits deutlich an Geschwindigkeit zu. An manchen Stellen kann man Unquiet Spirits schon als brutal bezeichnen (abgeschlagener Kopf) und das muss man als Leserin wissen. Ich denke streitbar wäre auch die persönliche Geschichte von Sherlock Holmes als junger Student, die dann auch noch mit dem Fall verbunden wird. Ich finde diese Entdeckung von Watson zwar gut eingebunden, wird aber doch gerade am Ende stark in den Vordergrund gerückt.

Der zweite Schlag von Bonnie MacBird mit Unquiet Spirits steht dem Erstlingswerk Art in the Blood in keinster Weise etwas nach. Die Länge mit 512 Seiten muss man mögen, einen Zugang zum Thema Whisky haben und viele Figurenkonstellationen entwirren. Aufgrund des interessanten Themas rund um Schottland und Whisky kommt Unquiet Spirits für mich persönlich, trotz seiner Schwächen, sehr stark an das Erstlingswerk heran. Ich bin sehr auf den dritten Teil The Devil’s Due gespannt, der bereits in meiner Sammlung schlummert. Weiter so, Bonnie MacBird!

PS: Schaut euch auf jeden Fall auf der Seite von Bonnie Macbird um! Dort findet ihr zu jedem Buch weitere Details und Recherchen (“Annotations”)! Sehr zu empfehlen!

> Kurzversion

> Bewertung

5/5

Cover dient nur zur Ansicht und wurde nicht verändert.

Weitere Reviews findest du hier.

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