Es war der Sensationsfund der letzten Jahrzehnte: der verlorene Stummfilm von 1916 mit William Gillette wurde wieder gefunden. William Gillette prägte das Bild von Sherlock Holmes unbeschreiblich. Hier sind 5 Dinge, die William Gillette deutlich beeinflusst hat.

–1 Der Morgenmantel

Laut dem Kanon von Conan Doyle besaß Sherlock Holmes zahlreiche Morgenmäntel in verschiedenen Farben. Einen etwas ausführlichen Artikel über die verschiedenen Farben gab es bereits im #30 SherlockSunday.

William Gillette und sein Morgenmantel

Es ist eine berühmtesten Fotos mit William Gillette als Sherlock Holmes. Er sitzt dort in einem gemütlichen Morgenmantel, zahlreichen Verzierungen und Punkten. Dieser plüschartige Morgenmantel mit dem markanten Design soll eines der Erkennungsmerkmale von Sherlock Holmes werden.

Auch in späteren Verfilmungen wie z.B. mit Eille Norwood (ebenfalls Stummfilme) sind diese markanten Morgenmäntel zu sehen. Der derbe Stoff mit verschiedenen Motiven zieht sich natürlich auch in modernen Verfilmungen durch. Ein Beispiel wäre der Morgenmantel von Ian Richardson, der ziemlich ausgefallen und einen dicken Stoff hat.

–2 Die krumme Pfeife.

Sherlock Holmes mit “gerader” Pfeife in GREE

Wenn man sich die Originalgeschichten nochmal anschaut, so fällt einem auf, dass Sherlock Holmes in den Illustrationen von Sidney Paget keine geschwungene Pfeife raucht. In The Greek Interpreter zeichnete Sidney Paget den Detektiv mit einer längeren, geraden Pfeife. Auch in der Granada-Serie mit Jeremy Brett hat er eine gerade Pfeife.

Und doch haben viele Leute dieses Bild einer geschwungenen Pfeife von Sherlock Holmes vor Augen. Dies kommt auch von William Gillette. Sowohl in dem Theaterstück von 1899 und in dem Stummfilm von 1916 benutzte Gillette einen geschwungenen Schaft für seine Pfeife. Angeblich soll er dies ausgewählt haben, weil er dann seine Sprechzeilen besser vortragen kann und sich dabei gleichzeitig auch freier bewegen kann (Hand nicht die ganze Zeit an der Pfeife).

–3 “Elementary, my dear fellow”

So langsam kann man es nicht mehr hören: Elementary, my dear Watson. Ja, diese Zeilen gab es so nie bei Conan Doyle. Und ja, Basil Rathbone benutzt diese häufig in den Filmen. William Gillette benutzte eine abgewandelte Form: Elementary, my dear fellow.

Das spannende an beiden Phrasen ist, dass der Ursprung nicht klar ist. Soweit ich recherchieren konnte, weiß niemand so genau, wer diese berühmteste Phrase letztendlich “erfunden” hat. William Gillette jedenfalls benutzte die abgewandelte Phrase in dem Theaterstück von 1899.

–4 Sherlock Holmes’ Wiederauferstehung

William Gillette hat auch hier einen deutlichen Anteil daran, dass Sherlock Holmes von den Toten auferstanden ist. Conan Doyle “tötete” seinen Detektiv 1893 mit The Final Problem. William Gillette wollte aber auch ein Theaterstück machen (genau: das von 1899) und fragte Conan Doyle, ob man Holmes auch verheiraten darf. Daraufhin soll Doyle geantwortet haben, dass er machen darf, was er möchte (verheiraten, ermorden oder sonst etwas…)

Wie hinreichend bekannt, war das Theaterstück Sherlock Holmes von 1899 ein Welterfolg und William Gillette spielte Sherlock Holmes über 1000 Mal. Die Korrespondenz aus der Zeit zwischen Conan Doyle und William Gillette beweist, dass er Doyle inspirierte seine Werke fortzuführen. Dies tat er dann hinreichend bekannt mit The Hound of the Baskervilles.

–5 Die amerikanische Sichtweise.

William Gillette war Amerikaner, der einen britischen Detektiv spielte. Zu der Zeit um 1899 eine Seltenheit, wenn nicht sogar ein Novum. Durch die Verkörperung eines britischen Gentlemen, inspirierte er die Amerikaner und prägte auch die Literatur dadurch.

Ein Resultat ist der amerikanische Illustrator Frederic Dorr Steele, der sozusagen der amerikanische Sidney Paget war. Seine Illustrationen von Sherlock Holmes sind sehr eng an William Gillette angelehnt und dienten ihm als Model.

Auch die Tatsache, dass William Gillette den britischen Akzent imitieren musste (aus der wohl ein unterhaltsamer Mix aus amerikanischen und britischen Englisch wurde), prägte die amerikanische Sichtweise auf den britischen Sherlock Holmes.


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

 

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