Was wissen wir eigentlich über John H. Watson? Er erzählt uns durch seine Abenteuer zwar die Fälle von Sherlock Holmes, doch gerade am Anfang der Beziehung zu Sherlock Holmes gibt es offene Fragen: Wovon lebte Watson zwischen A Study in Scarlet (STUD) und The Sign of Four (SIGN)? Verdiente er mit seinen Veröffentlichungen Geld? H. B. Williams gibt in seinem Aufsatz dazu einige Erläuterungen.

Der unbekannte Watson?

Es ist einer dieser Aufsätze, die mich wieder erstaunen lassen. Der Kanon bereitet uns zahlreiche Abenteuer mit Sherlock Holmes und Dr. Watson, man genießt diese Abenteuer und erinnert sich gerne an spannende Fälle wie The Speckled Band zurück. Dabei kann man aber schnell vergessen, dass es auch Ungereimtheiten und Inkonsistenzen im Kanon gibt. Jene Frage z.B. wann überhaupt SIGN (siehe z.B. SherlockSunday #119 oder #120) spielt, ist nur eine der wenigen Fragen. Gerade in der Anfangszeit in zwischen STUD und SIGN gibt es wohl offene Fragen über Watson. Und genau hier knüpft ein Aufsatz von H. B. Williams (1902-1982) aus dem Jahr 1963 an. Erschienen im Sherlock Holmes Journal 13, No 1 (März 1963), möchte The Unknown Watson einige offene Puzzleteile über Watson zeigen.

Williams erläutert zunächst, wie Watson in London angekommen ist:

“We know he landed in England with government permission to spend nine months to attempt improvement of his shattered health.” (SIGN)

Er sollte sich also regenerieren und bekam Geld zum Leben. Doch das konnte doch nicht zum Leben reichen? In SIGN erfahren wir außerdem, dass Watson ein Bankkonto besitzt. Williams erläutert den Besitz des Kontos folgendermaßen:

“We know there was some form of adequate income by the time of The Sign of the Four because he states therein that he has a bank account.”

Somit verbindet Williams das Bankkonto mit einem regelmäßigem Einkommen. Doch Williams bezweifelt, dass das Einkommen aus dem Militärdienst ausreichte. Er spielte Billiard, Golf und spielte an Spieltischen. Williams fragt daher: War er ein professioneller Spieler?

Das kontroverse Thema: small brochure

Oder reichte das Einkommen aus den Einnahmen seiner veröffentlichten Abenteuer? Williams und der bekannte Sherlockianer Edgar Smith sprechen hier ein kontroverses Thema an: die Broschüre. In SIGN sagt Watson Folgendes über die Broschüre:

“I was never so struck by anything in my life. I even embodied it in a small brochure with the somewhat fantastic title of ‘A Study in Scarlet’” (SIGN)

War also Watson jemand, der aus seinen Veröffentlichungen Profit schlagen wollte? Interessanterweise fasst William S. Baring-Gould in seiner annotierten Ausgabe ebenfalls diesen Gedanken auf:

Baring-Gould, Annotated I, S. 611

Ihr sehr hier bereits, wie vertrackt und kompliziert diese Broschüre bzw. das Pamphlet ist. In seinem Aufsatz The Unknown Watson schreibt Williams zu dem Pamphlet:

“So ‘my pamphlet’ definitely was not Beeton’s Christmas Annual. It was a separate publication by Watson and also was only one of several things by Watson that appeared in print during his period of the Doctor’s life.”

Und genau dies fehlt mir auch in Williams Aufsatz. Natürlich hat Watson auch als praktizierender Arzt gearbeitet und dadurch Geld verdient. Auch hier ist die Datenlage aufgrund der Spekulationen und Interpretationen dünn und bleibt unklar.

Ein weiteres Problem nach Willliams

Nach Williams stellen sich weitere Fragen, wenn Watson seine Fälle zu Geld macht: Welche Fälle hat er denn vor SIGN veröffentlicht? Das haben wir dann das Problem der Chronologie der Abenteuer. Wie ist die richtige Reihenfolge der Abenteuer?

Nach Williams, der sich auf die bekannten Chronologien stützt, müssten es vor SIGN folgende Fälle sein:

Wahrscheinlich auch noch:

“Doch wo sind diese Abenteuer veröffentlicht worden?”, fragt sich Williams. In kleinen Broschüren, Magazinen, Zeitungen oder in Bücherform?

Insgesamt betrachtet ist der Aufsatz The Unknown Watson von H. B. Williams ein absoluter Klassiker. Dieser Artikel scheint mitten in der Blüte von Sherlockiana entstanden zu sein. Baring-Gould wird seine annotierte Version herausgegeben (1967) und viele Sherlockianer wie Edgar Smith haben The Baker Street Irregulars in den 1940ern gegründet. Für mich persönlich ist wiederum zu viel Spekulation und Interpretation in diesem Aufsatz. Ich befasse mich lieber mit wissenschaftlichen Fakten und weniger auf Spekulationen, die doch leider häufig bei Sherlockiana auftreten können. Wenn ihr also den Aufsatz in die Finger bekommt, dann kann ich euch den ganzen Aufsatz auf jeden Fall empfehlen!


Quellen:


Zu weiteren SherlockSundays geht es hier.

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